Wenn bei mir zuhause in Österreich „Essen!“ gerufen wird, dann heißt das, dass das Essen auf dem Tisch steht. Wenn’s hier in Argentinien heißt „¡A comer!“, dann bedeutet das ungefähr so viel wie „Bereite dich schön langsam darauf vor,

Pia mit AFS in Argentinien
Lecker!

dass in den nächsten drei Jahren angefangen wird zu überlegen, wo wir die Kartoffeln für’s Abendessen pflanzen werden.“

Aber Zeitangaben sind hier sowieso hinfällig. Wenn du einen Argentinier fragst, zu welcher Uhrzeit etwas stattfindet, hat die Antwort ungefähr genauso viel Bedeutung als wenn er einfach „Elefant“ antworten würde.

Aber nun zurück zum Essen

Gefrühstückt wird eigentlich zur selben Zeit wie bei uns. Nur gibt es nicht das, was wir als klassisches „Frühstück“ bezeichnen würden. Stattdessen gibt es Kekse. Das sind so Cracker, die dann mit Frischkäse oder Marmelade bestrichen werden.

Zu Mittag wird gekocht. Und danach – ja, es gibt sie wirklich. Die berühmt-berüchtigte Siesta. Nach dem Mittagessen legen sich alle schlafen, auch die meisten Geschäfte bei uns in der Stadt schließen. Eigentlich schläft man nur so um die 30 Minuten – vor allem im ersten Monat hatte ich aber das Bedürfnis, das ganze ein wenig auszudehnen und schlief dann meistens bis 18 Uhr… Eindeutig mein Lieblingmoment des Tages!

It’s Mate time

So um 19 Uhr beginnt dann der große Unterschied zu Österreich. Während die meisten von euch um diese Zeit wahrscheinlich abendessen, wird hier erst der Nachmittagskaffee bzw. Mate getrunken. Mate ist das argentinische Nationalgetränk – sieht ziemlich grauslich aus, und schmeckt die ersten Male auch so – aber nach spätestens einer Woche ist man süchtig danach! Dabei trinken alle aus demselben Becher, der reihum gegeben wird. Für mich ist das ein Hauptmerkmal der argentinischen Kultur: Dass man alles teilt. Dazu gibt es Criollos, im Prinzip kleine Gebäckstücke aus Weißbrot, nur leckerer.

Fleisch bringt’s!

Abendgegessen wird dann so um 23:00h – dazu trifft sich die ganze Familie. Die Uhrzeit ändert sich auch unter der Schulzeit nicht. Das ist anfangs echt gewöhnungsbedürftig!

Pia mit AFS in Argentinien
Ich mache Empanadas!

Generell wird hier extrem viel Fleisch gegessen – wenn man (wie ich) das vorher schon weiß, aber kein Fleisch mag, dann ist man irgendwie selbst schuld. Aber man gewöhnt sich dran.  Am Wochenende oder zu besonderen Anlässen trifft sich die ganze Familie zum „Asado“ (grillen). Wenn’s mal kein Fleisch gibt, dann gibt’s Empanadas (Teigtaschen, die mit so ziemlich ALLEM gefüllt werden können – meine absolute Leibspeise).

Ab ins Dschungelcamp

Kakerlaken, Heuschrecken, Grillen und andere undefinierbare, aber definitv viel zu große Insekten – unser Haus ist voll davon. Wenn man abends kurz vorm Schlafengehen auf so ein locker 3cm großes Ding trifft, hat man zwei Möglichkeiten: Entweder, man lässt es laufen, oder man reagiert blitzschnell und tötet es. Solltet ihr jemals in der Situation sein: Wählt letzteres. Ein einziges Mal habe ich den Fehler gemacht, es laufen zu lassen und glaubt mir, ich hab‘ die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Alle 10 Sekunden hatte ich eine Panikattacke, weil ich das Gefühl hatte, es krabbelt etwas an meinen Beinen hoch – oder die Kakaerlake kommt mit all ihren Freunden wieder um sich zu rächen.

Sollte ich nicht von einer Insektenschar aus Rache aufgefressen werden, melde ich mich wieder!

Pia