Seit rund anderthalb Monaten ist Eric inzwischen bei uns, und der Alltag ist für beide Seiten eingekehrt. Die ersten zwei, drei Wochen war aufregend und abwechslungsreich, nicht zuletzt wegen unseres vollen (Ball)Kalenders. Danach hat sich alles etwas gesetzt – und wir haben bemerkt, welche Themen uns noch so beschäftigen.

Zum Beispiel die Sprache

Sprachlich gab es vor allem zu Beginn sehr große Fortschritte, dann war er, denken wir, vor allem sehr erschöpft, was nicht weiter wunder nimmt. Dazu kommt, daß wir einander am Abend gesehen haben, wenn er auch schon vom Tag müde war, und so stand er manches Mal da und war etwas frustriert, weil er nicht ganz so eloquent mit uns plaudern konnte, wie gewünscht. Hin und wieder hat er sich aber auch ein bisschen hinter der Sprachbarriere versteckt, wenn er etwas nicht ganz so diplomatisch ausgedrückt hat, wie wir uns das vielleicht gewünscht hätten. Und zu seiner Entschuldigung ist zu sagen: Er versucht gerade, Sarkasmus zu lernen, und das ist schwer.Das muss man üben und da ist man zunächst auch gerne mal unhöflich statt sarkastisch. Wir haben da vollstes Verständnis.

Es hat sich aber auch gezeigt, dass wir unterschiedliche Wahrnehmungen haben, oder sagen wir: unterschiedliche Konzepte von „ich kann etwas“. Gleich zu Beginn hatten wir uns ja hingesetzt und miteinander den Tagesablauf besprochen und die Aufgabenverteilung, wo was im Haushalt zu finden ist etc. Da Eric meinte, er könne gut kochen und tue das auch oft mit FreundInnen in den USA, und da zu Mittag selten jemand daheim ist, um für ihn ein Essen nach der Schule zuzubereiten, stand für uns ganz außer Frage, dass er natürlich die Küche benutzen darf, kann und soll.

Frisch gekocht…

Eines Tages kommt Vater 1 nach Hause, sperrt die Türe auf und auch die Nase. Irgendwas riecht komisch. Es stellt sich heraus, dass Eric „die Suppe mit Palatschinken“, also Frittatensuppe, gemacht hat. Die Frittaten hat er in einer neuen Lieblingspfanne in reichlich Öl herausgebraten. „Wieso Öl?“ – „In dem Rezept ist das gestanden.“

Nun ja. Wir hatten zwar besprochen (und gezeigt), dass dieser Haushalt nahezu ausschließlich mit Butter brät, aber das kann ja passieren. Also Fenster auf, mahnenden Blicks belehrt, die Pfanne sanft gereinigt und die Angelegenheit hinter sich gelassen.

Jedoch: Etwa anderthalb Wochen später ruft Vater 2 Vater 1 an: „Wundere Dich nicht, wenn Du heimkommst, es riecht nach Öl…“ Es stellt sich heraus, dass der junge Mann ein Hendl gebraten hat. (Was das mit Öl zu tun hat, verstehen wir immer noch nicht; es stand wohl im Rezept.) Wiederum wurde gemahnt und belehrt, wieder Besserung gelobt. Und nebenbei die Küche gerettet, denn beinahe wurde die ölheiße Pfanne unter kaltes Wasser gehalten.

Uns beschlich also der Verdacht, dass er in der Küche nicht die Erfahrung hat, die wir uns da so vorgestellt hatten. Und einmal nachdenken half uns auf die Sprünge: Unser Haushalt kommt vollständig ohne Mikrowelle aus, Eric weiß nicht – woher auch -, wie man etwa verschiedene Dinge aufwärmt, wenn man sie nicht ins Kast’l stellt, das von selber arbeitet. Wir hatten uns zwar eingangs darüber unterhalten, dass er sich in einer Küche zurechtfindet – nachgefragt haben wir da aber nicht. Blöd.

…ist halb gewonnen.

Was tun? Wir können ihm ja nicht Küchenverbot erteilen. Und wir wollen ihm ja helfen, nicht ihn bestrafen. Aber irgendwie machen wir uns um unseren Haushalt Sorgen, zum Glück ist die Versicherung pünktlich bezahlt…

Es galt also zunächst sicherzustellen, dass es keine weiteren Ölabenteuer in unserer Küche gibt. Mahnende Erinnerungen schienen nicht in der Art zu fruchten, wie wir uns das gewünscht hätten, also mussten wir uns irgendetwas anderes überlegen. Etwas, das er mit Humor, aber ernst nehmen, das ihn auf nicht unangenehme Weise daran erinnern würde. Und uns ist etwas eingefallen – er hat uns sogar dazu gratuliert. Und siehe da: Seither gab’s keine Probleme mehr! Zumindest nicht mehr in der Küche…

Eric ist bei seinen Gasteltern in Österreich angekommen
Erinnerung: Wir kochen ohne Öl!

Ganz was anderes: Letzten Samstag waren wir auf seinem Schulball – es geht also weiter!