Ich möchte mich erstmal vorstellen: Mein Name ist Justin McArthur, bin 17 Jahre alt und habe mich vor 1 ½ Jahren dazu entschieden, das Projekt „Austauschjahr“ zu starten.

Meine Recherche ging über mehrere Wochen, viele Informationen, Wege und Organisationen standen zur Auswahl. Wichtig waren für mich die Möglichkeiten, die mir im Ausland geboten wurden, die Auswahl an Ländern, das Feedback von ehemaligen Austauschschülern und natürlich was für mich ein sehr großes Problem darstellte: Die Kosten.

In den darauffolgenden Wochen suchte ich mir Arbeit, ging neben der Schule in Stadien kellnern, baute Stages auf, stand hinter der Bar, mixte Getränke und arbeitete wochenends in einem Möbelhaus. Durch die Unterstützung meiner gesamten Familie und AFS konnte ich vor zwei Wochen endlich meinen Traum erfüllen: ein Auslandsjahr in Brasilien.

Brasilien, das größte Land Südamerikas mit über 200 Millionen Einwohnern. Grenzenlose Schönheit, sowohl beim Menschen als auch Natur. Das Muster-Exemplar des extremen Unterschieds zwischen Arm und Reich, laute Musik, gutes Essen, Palmen, Früchte, Tanz, Religion, Kultur, Umarmungen, Küsse, lachende Menschen, Wolkenkratzer und Blechhütten. Wie soll man es beschreiben, Brasilien. Es ist eine eigene Welt. Und diese gilt es nun für mich kennenzulernen.

Das Wasser der in der unbeschichteten Pfanne kochenden Bohnen zischt auf dem Gasherd. Der Geruch von Fleisch und Reis liegt in der Luft. Leicht gedämpft sind die vorbeifahrenden Autos und Motorräder zu hören. Hin und wieder dringt der Bass vom brasilianischem Funk oder Forrò von den umherfahrenden Soundsystems in mein kleines gefliestes Zimmer, während ich hier sitze und über mein bisheriges Abenteuer nachdenke.

Großer Empfang

Der erste Tag. Ich stieg aus dem Flugzeug. Die für die Uhrzeit ungewöhnlich tiefstehende Sonne blendete mich. Der erwartete Unterschied der Luft, den ich in Asien das erste Mal spürte und mich damals fast umfallen ließ, auf den ich mich so unglaublich gefreut hatte, blieb aus. Es war kühler, als ich erwartet hatte. Wo bin ich denn jetzt? Etwas verwirrt, die unerträgliche Hitze nicht brennend auf meiner Haut zu spüren, ging ich zum Gepäckabholraum. Wartend bis das Gepäck in dem kleinen Raum eintrifft, blickte ich um mich. Durch die Glastür, die zum Warteraum führt, sah ich eine Gruppe von Menschen mit roten Ballons, Plakaten, auf denen „Bem Vindo“ stand. Sie winkten. Ich blickte um mich, suchte die Person die glücklich lachend zurück winkte. Fand aber niemanden. Es dauerte einige Sekunden, bis ich realisierte, dass dies für mich bestimmt war.

Ich konnte nichts anderes als lachen, war so aufgeregt, dass das Warten auf das Gepäck sich wie Stunden anfühlte. Als ich meinen Koffer sah, schnappte ich ihn mir und ging in den nächsten Raum. Mit einem Mal fühlte ich mich, als wäre ich endlich angekommen. Es waren mehr Leute als nur meine Familie. Betreuer und Freunde kamen auch um „den Neuen“ zu sehen. 😀

Wir machten Fotos und ich konnte nicht aufhören zu grinsen (Ehrlich gesagt war mir das etwas peinlich, dass die ganze Aufmerksamkeit auf mich gerichtet war, ich wusste nicht so ganz recht, was ich tun sollte ;)). Ich wurde sofort aufgenommen und hatte in keiner einzigen Sekunde das Gefühl, dass das eine schlechte Entscheidung war. Ich bin seit dem ersten Moment ein Mitglied meiner Familie. Die Gruppe entführte mich zu einem kleinen Geschäft, wo ich das erste Mal Acai probierte. Unglaublich süß und unglaublich gut. Der Versuch die Speisekarte zu verstehen, scheiterte beim zweiten Wort, ich habe ja genug Zeit zu lernen ;).

Nach dem Essen verabschiedete ich mich von dem Großteil der Gruppe und fuhr mit meinem Bruder nach Hause. Er führte mich im Haus herum, versuchte mir ein paar Sachen zu erklären aber ehrlich gesagt war ich dafür schon zu müde. Verständnis hatte Gottseidank jeder. Ich aß etwas Kleines und fiel ins Bett. Wenn ich so zurückblicke, war mein erster Tag voll mit gemischten Gefühlen, aber je mehr ich meine Familie, Umgebung, Natur und Kultur kennenlerne, desto wohler fühle ich mich. Momentan lerne ich meine Stadt etwas kennen und dann habe ich auch mehr Freiheiten (Da meine Familie etwas Angst um mich hat).

Ich wünsche jedem, der das liest, einen guten Tag.