Pura Vida liebe LerserInnen!

Die fünfte Woche in Costa Rica und bereits die zweite und vielleicht letzte Woche in meiner neuen Klasse ist um. Zu dem kleinen vielleicht, das durchaus von Bedeutung ist, komme ich gleich. Meine Schwester und all ihre Klassenkameraden haben also ihre Pasantia, ihr Praktikum, erfolgreich absolviert. Auch ich habe besonders meine zweite Woche sehr gut überstanden.

Aber eines nach dem anderen. Um den ganzen etwas Struktur zu geben werde ich versuchen Tag für Tag durchzukämpfen ohne großartig dazwischen auf anderes zu verweisen. Ich habe nämlich das Gefühl, dass es etwas verwirrend sein kann, wenn ich mitten in der Erzählung über meinen Ausflug zum Museum, über die Schule zu reden beginne.

Diesen Samstag waren meine Schwester und ich mit einem guten Freund von ihr und ihrem Freund Inline-skaten. Eigentlich kann ich ja Inline-skaten. Eigentlich. Aber hier, in Costa Rica, sind nicht, wie bei uns, die Schuhe mit den Rollen in einer Linie populär, sondern die Schuhe mit den vier Rollen auf jeder Ecke. Und ich habe mich echt blamiert. Ich habe mich gefühlt als wäre ich mein Leben noch nie auf Inline-Skates gestanden. Ich bin kaum einen Meter vorangekommen und schon wieder am Boden gelegen. Nach einigen anfänglich kläglichen Versuchen, wurde ich dann schließlich von beiden Seiten gestützt „fahrend“, mit den Grundlagen vertraut gemacht und nach ca. einer halben Stunde bin ich auch schon eigenständig und ohne ein weiteres Mal zu stürzen gefahren. Tatsächlich gefahren. Ich finde die Schuhe, wie wir sie hier,  in Costa Rica, haben sogar etwas einfacher zu fahren.

Am Sonntag waren wir bei den Aguas Termales. Anders als ich gedacht habe, haben wir nicht großartig etwas gesehen, sondern haben es uns in einer Art Therme gut gehen lassen. Wir, oder besser gesagt ich, habe den ganzen Tag im warmen Wasser liegend verbracht. Ohne großartig Aufwand zu betreiben, habe ich es mir gut gehen lassen. Ich habe mich nicht darum gekümmert, dass die anderen tausende Fotos gemacht haben und ich habe mich nicht darum gekümmert, dass meine Geschwister gestritten haben (Lili und Xavier streiten öfters, wie ich nachher von meiner Mama erfahren habe). Ich habe es mir einfach gut gehen lassen. Ein Tag lang nichts tun, keine Zaubertricks, nichts lesen, nichts schreiben, einfach nur Kaffee trinken, im Wasser liegen und ab und zu Musik hören. Ich war selten so tiefenentspannt wie am Sonntag. Das anschließende Abendessen war auch unglaublich. Es gab so viel Auswahl und alles war köstlich. Ja ich weiß, ich habe „alles“ geschrieben, nein ich habe nicht alles gegessen, auch wenn ich mittlerweile vermutlich das Doppelte von dem esse was ich von Österreich gewöhnt war. Aber ich habe einiges gekostet und es hat mir, wie denn auch sonst, alles geschmeckt. Das große Highlight war der Schokobrunnen mit Marshmallows, den ich mir bis zum Schluss aufgehoben habe um die Krönung ganz am Ende genießen zu können. Die Heimreise haben wir leider erst sehr spät angetreten, erst gegen halb neun, oder neun. Und zuhause waren wir dann gegen zwölf. Das wäre ja eigentlich kein allzu großes Problem gewesen, fünf Stunden Schlaf sind zwar nicht viel, aber einmal durchaus verkraftbar. Mein Problem war nur, dass ich so ausgeruht war von dem Ausflug, dass ich nicht und nicht einschlafen konnte.

Dazu ist dann noch gekommen, dass meine Freunde in Österreich, während ich eigentlich schlafen hätte sollen, ihren ersten Schultag hatten. Ich war vermutlich sogar mehr aufgeregt, als alle Schüler in Österreich, aber wir hatten auch drei Prüfungen in der Klasse und das hat mir ein bisschen zu schaffen gemacht. Glücklicherweise haben es zwei geschafft, eine gute Freundin leider nicht. Mir tut es immer noch sehr leid für sie, aber ich bin mir sicher, dass sie ihren Weg genauso meistern wird, und ein Jahr zu wiederholen hat noch niemanden umgebracht. Ich denke wir alle sollten uns einfach mit denen freuen, die ihre Prüfung geschafft haben, und weiterhin nach vorne schauen.

Ansonsten war mein Wochenende unspektakulär. Viel mehr Zeit war ja auch nicht. Der Montag hat dann eher träge begonnen, hat sich gegen Mittag beretis in die Länge gezogen und wollte nachmittags nicht und nicht zu Ende gehen. Ich war so unglaublich müde. Ich hatte vielleicht drei Stunden Schlaf und habe mich gefühlt, als würde ich mich gar nicht mehr bewegen wollen. Aber auch diesen Tag habe ich überstanden und teilweise sogar genossen. Ich habe nämlich mittlerweile auch in dieser Klasse echt, echt gute Freunde gefunden, von denen ich weiß, dass ich auf sie zählen kann, falls ich einmal etwas brauche.

Weil es gerade so gut passt und nicht wirklich einen Zeitbezug hat, erkläre ich jetzt das in der Einleitung beschriebene „vielleicht“. Für alle mit nicht ganz so gutem Kurzzeitgedächtnis nochmal: Ich werde nur vielleicht in nächster Zeit in meine eigentliche Klasse zurückkommen. Warum? Nun ja es ist ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren wie auch einem Hauptgrund. Vorerst muss ich sagen: Die Klasse meine Schwester ist 11-2 und die „andere“ Klasse ist 10-3. Nur damit ihr euch auch auskennt und ich nicht durcheinander komme. In 11-2 ist die Spezialität Customer Service weswegen die meisten besser Englisch sprechen als der Durchschnitt, manche mehr darüber andere mehr darunter. Alles in allem könnte ich mich in dieser Klasse jedoch durchaus gut mit nur Englisch verständigen. Und da kommen wir auch schon zum Haken an der ganzen Geschichte, wann immer ich etwas nicht verstehe, versuchen mir meine Mitschüler gleich in Englisch zu erklären, worum es geht, anstatt es in Spanisch zu versuchen. Anders ist das in 10-3, da sprechen wenige gebrochenes Englisch und einige nur die ganz simplen Basis Wörter die kaum über „Hi“ hinausreichen. Für meine Kommunikation in Englisch also eine sehr schlechte Basis, was das ganze für Spanisch deutlich besser macht. Der Hauptgrund ist also einzig und alleine das Englisch Niveau. Das ist auch schon der Großteil, der die beiden Klassen von einander unterscheidet. Ich habe in beiden Klassen wirklich gute Freunde, aber zusätzlich habe ich in 10-3 eine Freundin mit der ich mich total spitze verstehe. Ich verstehe sie fast immer und selbst wenn ich nicht genau weiß was sie sagt, weiß ich fast immer was sie meint. Das ist für mich eine große Bereicherung da ich mit ihr doch deutlich besser reden kann als mit anderen, vermutlich sogar besser als mit meinen Geschwistern. Das ist sicherlich auch ein Grund der für 10-3 spricht, ansonsten fühle ich mich als ein Teil beider Klassen und eigentlich will ich keine der beiden Gruppen enttäuschen. Leider kann ich mich nun mal nicht aufteilen und werde mich entscheiden müssen. Die kleinen Details von ich gesprochen habe, sind persönliche Wahrnehmungen, Erfahrungen und Eindrücke die ich während meiner jeweils zwei Wochen in jeder Klasse gesammelt habe. Sie sind für mich persönlich und ich möchte bis auf eines nicht genauer darauf eingehen aber, dass ihr ein bisschen eine Ahnung habt wovon ich spreche und dass ich nicht nur in Rätseln rede. Mir ist zum Beispiel aufgefallen, dass meine Freunde in 10-3 noch ein klein wenig offener sind und mich gerne überall hin mitnehmen, was ich in 11-2 manchmal, natürlich nicht immer, nicht ganz so stark wahrgenommen habe. Zum Abschluss dessen möchte ich noch kurz sagen, dass ich mich vermutlich in 10-3 einfach ein wenig wohler fühle.

Zurück zu meinem Zeitplan. Nachdem der Dienstag gänzlich unspektakulär verlief springen wir gleich zum Mittwoch der mit besonders vielen schwierigen Ereignissen glänzt. Gleich ganz in der Früh, nach meiner kalten Dusche, hat mich meine Mama gebeten, einkaufen zu gehen. Zugegeben, im Nachhinein, keine allzu große Herausforderung. Ich sollte einfach ein Baguette und Schinken vom 200 Meter entfernten Mini Markt holen. Und selbst wenn ich es problemlos gemeistert habe, war trotzdem die ganze Zeit so ein komisches Gefühl mit mir. Ich weiß nicht ob man sich vorstellen wie sich das anfühlt, aber in diesem Moment sind einfach tausend Sorgen in meinem Kopf gewesen. Angefangen von „Merk ich mir diese zwei Sachen?“, über „Werd ich etwas sagen müssen?“ bis „Was ist, wenn ich die Verkäuferin nicht verstehe?“. Die Gedanken reichen also von absurd bis durchaus nachvollziehbar, zumindest in meinen Augen. Ich kann ja nicht für euch denken, also lasst mich einmal wissen: Was denkt ihr darüber?

Nachdem die Schule weiterhin hauptsächlich unspektakulär vorübergegangen ist stand am Abend die nächste kleine Herausforderung an. Ich habe mit ein paar anderen AFS Schülern eine Tanzakademie ausprobiert. Ich muss aber sagen, dass mir diese bei weitem nicht so gut gefallen hat. Anfangs war sie so einfach und langweilig und plötzlich war der Unterricht extrem schwer und ich bin kaum mitgekommen. Außerdem finde ich, dass wir viel zu viel Zeit verwendet haben um die sowieso total einfachen Grundlagen zu üben und uns dann kaum den schwereren Aufgaben widmen konnten. Nachher durfte ich mich dann meinem nächsten kleinen Abenteuer zuwenden. Ich hatte keine Ahnung wo ich war und musste den Bus nachhause nehmen. Nächstes Problem, ich hatte keine Ahnung welcher Bus oder welche Haltestelle. Im Nachhinein wäre es wohl klüger gewesen das vorher in Erfahrung zu bringen, aber wie sagt man so schön: Nachher ist man immer schlauer. Ich habe also meinen Bruder angerufen und mir erklären lassen wo die nächste Haltestelle ist. Wäre ja einfach gewesen, wenn ich diese gleich gefunden hätte, aber wo wäre da denn das Abenteuer geblieben. Ich bin also noch weiter gegangen zum Einkaufszentrum, weil ich den Weg kannte und habe von dort aus dann endlich den Bus nachhause genommen. Das Aussteigen war auch wieder eine Sache für sich, fast verpasst und nur raus gekommen, weil jemand anders ausgestiegen ist, aber lassen wir das. Ich sage nur so viel ich habe es erfolgreich geschafft und bin wieder gut zuhause angekommen.

Was mich dennoch zur Zeit ein bisschen runterzieht ist, dass ich noch immer große Probleme mit der Sprache habe. Es ist vermutlich nichts Großartiges, aber hier sind es wohl die kleinen Sachen die alles ausmachen. Ich kann mich zwar so weit in meiner Familie verständigen, ich kann ein wenig mit meinen Freunden kommunizieren und einfachste Sätze verstehe ich mittlerweile manchmal auch von Fremden. Aber das ist in meinen Augen immer noch nicht sonderlich viel. Besonders frustrierend ist es wenn ich nicht einmal nach der siebten Wiederholung die einfachsten Sätze verstehe. Oder wenn ich versuche etwas zu sagen, mir aber sämtliche Wörter dazu fehlen. Das ist nie etwas Riesengroßes, aber ich kämpfe insofern damit, weil ich immer und immer wieder nicht verstehe und mich nicht ausdrücken kann und vielleicht ist auch die Angst dabei, die Sprache  gar nicht zu lernen. Das ich viele Fehler mache weiß ich sowieso schon und zur Zeit habe ich genug damit zu kämpfen, dass ich mich überhaupt verständlich machen kann. Anfangs war es eben so, dass ich mir selbst gesagt habe, ich hätte noch Zeit und, dass ich noch nicht lange da bin, aber mittlerweile bin ich die Fünfte Woche hier und ich glaube langsam sollte ich schon anfangen in der Lage zu sein zu sprechen.

Denn ganz aus dem nichts kommt das nicht. Ich weiß nicht wie weit ich über den Unterricht erzählt habe, aber ich verstehe nun mal gar nichts. Kaum ein Wort, keinen ganzen Satz und schon gar nicht den Kontext. Ich habe am Mittwoch aber erfahren, dass AFS meine Mitschriften kontrollieren wird. Also werde ich mir den ganzen Stoff von meinen Mitschülern ausborgen müssen um alles mit- und nachzuschreiben, denn da die meisten Lehrer die Tafel nicht oder nur sehr selten verwenden, wäre ich darauf angewiesen, zu verstehen und das wichtigste mitzuschreiben. Nachdem ich aber nicht verstehe worum es geht, ganz zu schweigen davon, was wichtig und was unwichtig ist, stellt das für mich ein ziemliches Problem da.

Die darauffolgenden Tage habe ich eben so gut es meine Spanischkenntnisse zugelassen haben alles mitgeschrieben was mir möglich war. Am Freitag war dann ein weiterer besonderer Tag in Costa Rica und zwar der „dia del niño“ auf Deutsch „Tag des Kindes“. Und in Costa Rica ist es üblich sich da zu verkleiden. So hat auch diesen Freitag meine Schuluniform einer Verkleidung Platz gemacht. Ich habe mich verkleidet, als, dreimal dürft ihr raten, Zauberer. Was denn auch sonst. Den ganzen Tag über bin ich also in Anzug in der Schule herumgelaufen, vor Hitze fast umgekommen und vor Langeweile, weil wir keinen Unterricht hatten, fast eingeschlafen.

Kurz vor Schluss möchte ich noch ein Thema aufbringen das sehr gut zu meiner Zauberei passt. Und zwar wird hier wirklich oft und auch wirklich viel Karten gespielt. Egal ob UNO, Rommee, Tonto (ich kenne weder den deutschen, noch den englischen Titel dafür, aber wortwörtlich übersetzt heißt es „dumm“), oder Blackjack. Mir macht es immer sehr viel Spaß und es wird sehr gerne gesehen, dass ich immer Karten mit mir herumtrage.

Den Abschluss des heutigen Blogs würde ich gerne ein wenig anders gestalten. Natürlich wünsche ich euch wie immer eine ganz tolle neue Woche, ich hoffe ihr habt alle eure erste Schul- oder Was-auch-immer-Woche gut überstanden, und dass ihr das Wochenende genauso genießt wie ich es gerade tue. Aber ausnahmsweise habe ich eine Bitte an euch. Ich würde mir von euch wünschen zu hören, wie es euch besser gefällt. Ob ihr es lieber so einigermaßen strukturiert lieber habt, wie hier, oder ob es euch besser gefällt, wenn ich quer durchs Gemüse alles schreibe was mir einfällt. Das würde mich wirklich interessieren! Ich will ja auch einen für euch möglichst spannend zu lesenden Blog gestalten um euch nicht zu langweilen und euch hier und da auch ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.

Nach diesem Abschluss verabschiede ich mich nochmal herzlich von euch, wünsche euch eine tolle Zeit und es würde mich freuen wenn ihr auch nächste Woche wieder meinen Eintrag lest!

Ganz liebe Grüße aus Costa Rica und Pura Vida!

Timo