Pura Vida liebe LeserInnen!

Mein mittlerweile schon sechster Blogeintrag folgt einer nicht besonders aufregenden Woche. Viel mehr abgesehen von Schule ist nicht passiert. Da schulde ich euch aber noch ein kleines Update vom letzten Mal. Ich habe mich zu dem Zeitpunkt, als ich den Blog geschrieben habe, noch nicht entschieden gehabt in welche Gruppe ich gehe. Kurzum ich habe mich den ganzen Sonntag nicht entschieden, ich habe mich dann spontan am Montag entschieden. Ohne euch weiterhin unnötig auf die Folter zu spannen, ohne großen Trommelwirbel, ohne weitere große Worte, verkünde ich, natürlich nicht feierlich, dass ich mich entschieden habe, (okay ich hör schon auf :D) in 10-3 zu gehen. Ich habe mich entschieden, nicht mit meiner Schwester in die Klasse zu gehen, weil, wie ich im letzten Blog sowieso schon erwähnt habe, dort alle ziemlich gut Englisch sprechen. Ich habe aber den Montag trotzdem genutzt um noch einmal mit meinen Freunden aus 11-2 Zeit zu verbringen. Der Tag war ziemlich lustig, auch wenn der Dienstag danach noch viel lustiger war.

Auch wenn der Dienstag dann ein bisschen anstrengend war, weil ich jedem erklären musste warum ich jetzt wieder da bin. Ihr müsst euch vorstellen ihr verabschiedet jemanden, weil er wieder zurück in seine Klasse geht. Nehmen wir ein Beispiel das für euch alle sehr greifbar ist. Stellt euch die Klasse über euch fährt auf Schikurs, aber ein Schüler fährt nicht mit. Nachdem dieser Schüler nicht eine Woche lang nichts tun kann, also können schon, aber nachdem er das nicht tun sollte, wird er eine die Klasse eine Stufe weiter unten kommen. So auch bei mir nur, dass meine Klasse nicht auf Schikurs (wäre sehr lustig hier), sondern auf Pasantia war. Aber bleiben wir bei unserem Schikurs Beispiel und dabei, dass ihr euch vorstellt, ein neuer Schüler käme in eure Klasse. Er ist einigermaßen nett (und bescheiden wie man merkt), und ihr freundet euch mit ihm an. Am nächsten Freitag kommt er zu euch und sagt euch, dass das jetzt sein letzter Tag mit euch ist. Vermutlich ein wenig (aber nur ein klein wenig, ich bin ja bescheiden), verabschiedet ihr euch von ihm. Am Montag seht ihr ihn nur ein, vielleicht zwei Mal, aber am Dienstag, am Dienstag sitzt er plötzlich, und ohne jegliche Vorwarnung in eurer Klasse. Ihr wärt schon verwundert oder? Das waren auch meine Klassenkameraden, aber auch sehr froh, dass ich wieder da bin, weil es mit mir anscheinend lustig ist. (Ich weiß nicht ob ich lustig bin, ich versuche es manchmal, aber ich glaube so richtig gelingt es mir nicht)

Bleiben wir gleich mal in der Schule, reden aber über ein anderes Thema. Ich mache anscheinend tatsächlich, langsam aber doch, man (oder besser gesagt ich) mag es kaum glauben, aber ich habe eine mehr oder weniger normale Konversationen, mit nur wenigen „Que’s“ gehabt. Que bedeutet was und ist mittlerweile zu meinem Standard“satz“ geworden, wenn meine verlorenen Blicke nicht helfen. Aber darauf will ich mich jetzt nicht konzentrieren, ich bin nämlich einigermaßen zufrieden damit, dass ich schön langsam beginne ein wenig reden zu können. Meine Mama und vor allem mein ältester Bruder, Sandro, versichern mir zwar immer und immer wieder, dass ich schon viel mehr spreche, als ganz am Anfang, das ist vermutlich aber auch keine allzu große Kunst, denn ich konnte ja praktisch gar nicht Spanisch bevor ich hierher gekommen bin. Trotz alledem bin ich immer noch nicht so ganz zufrieden. Ich weiß, das klingt jetzt sicher unglaublich einfach gestrickt und ihr denkt euch wahrscheinlich ich solle doch einfach zufrieden sein, dass der Lernprozess schon „so“ weit ist, aber es ist alles nicht so einfach. Und vielleicht, ich weiß es ja nicht, muss man einmal in so einer Lage gewesen sein, aber es ist unglaublich anstrengend die ganze Zeit Spanisch zu hören, man wird wirklich so müde. Es ist unglaublich frustrierend die ganze Zeit nicht zu verstehen und nicht reden zu können. Und manchmal wünsche ich mir, dass alle einfach plötzlich Deutsch könnten und ich über alles reden könnte, was ich aus mir rauslassen will.

Bleiben wir gleich beim Thema Spanisch und kommen zu einem Thema das ich letzte Woche schon einmal angeschrieben habe. Mitschriften. Letzte Woche begonnen, feiere ich diese Woche schon meinen ersten kleinen Erfolg. Ich habe, und ja ich bin voll und ganz ernst, das erste Mal mehr oder weniger einen Absatz in Logistik verstanden. Ich habe natürlich nicht jedes einzelnes Wort verstanden, aber ich habe den Sinn, den Kontext und was die Aufgabenstellung war verstanden. „Poco a poco“ wie mein Bruder immer so schön sagt. Was so viel heißt wie „Stück für Stück“. Abgesehen davon ist es immer ganz verschieden, manchmal verstehe ich gar nichts, manchmal ein bisschen was und ganz ganz selten verstehe ich sogar das meiste.

Lassen wir das Thema Schule jetzt aber hinter uns und widmen uns meinem mittlerweile vermutlich Lieblingsthema in diesem Blog. Wochenende. Versteht mich nicht falsch ich gehe hier wirklich gerne in die Schule, ich habe wirklich, wirklich gute Freunde, über die ich mich jedes Mal, wenn ich sie sehe freue. Aber es ist und bleibt nun mal Schule und auch hier haben Lehrer gewisse Regeln, auch wenn diese sehr verschieden sind zu denen in Österreich, aber sie schränken eben alles mögliche was Spaß macht während des Unterrichts ein. Daran ist auch rein gar nichts auszusetzen.

Jetzt aber wirklich genug zum Thema Schule und auf ins Wochenende. Diesen Samstag war ich mit einer Freundin von AFS im Mercado Central. Bevor ich zur Erklärung komme was das ist, zuerst noch was wir uns beide vorgestellt haben. Wir haben das für eine Touristenattraktion gehalten, weil es so reichhaltig an typischen Speisen und Costa Ricanischen Waren ist. Wir dachten außerdem es sei ziemlich groß und es würde reichlich Programm für den gesamten Nachmittag bieten. Nun in Wahrheit war es ein etwas größerer Laden, oder ein recht kleines Einkaufszentrum. Ich glaube das Ganze ist ursprünglich als Lagerhalle gebaut worden, darauf würden zumindest die Stützbalken und eher hässlichen Wände hindeuten, abgesehen davon hat es mich aber ein wenig an den Naschmarkt den wir in Österreich haben erinnert. Viele Waren werden angeboten, es gibt auch eine wirklich große Auswahl die gerade unter den vielen Gewürzen äußert farbenprächtig ist. Auch werden diese Waren sehr lautstark und enthusiastisch angepriesen. Uns beide hat es aber nicht besonders beeindruckt, es war nicht besonders sauber und ich habe auch das Essen, das wir dort hatten, nicht besonders geschmackvoll gefunden. Vielleicht bin ich auch einfach von meinen beiden zuhausen eine sehr gute Küche gewohnt. Alles in allem war es trotzdem einen Besuch wert, selbst wenn es nicht die Erleuchtung, oder die Offenbarung war.

Ohne auch nur einen Ansatz von Zusammenhang komme ich zum nächsten Thema. Bussystem. Letzte Woche habe ich es hoch gepriesen. Ich weiß es klingt so, als würde ich das zurücknehmen wollen, aber das ist es gar nicht, ich will meine Meinung von letzter Woche gar nicht abtun, aber ich hatte ein sehr ärgerliches Erlebnis an diesem Donnerstag. Ich bin mit einem Klassenkameraden an der Bushaltestelle gestanden und wir haben schon ganze 15 Minuten, was für hier schon ziemlich lang ist, gewartet. Dann kommt also endlich ein Bus, wir winken ganz brav, dass der Bus stehen bleibt, wie es sich eben hier gehört, aber dieser Bus bleibt einfach nicht stehen. Er bleibt einfach nicht stehen, ich weiß nicht warum oder wieso, aber er bleibt einfach nicht stehen. Also warten wir weitere 25 Minuten, bis der Bus endlich kommt und sogar stehen bleibt.

Ich möchte an dieser Stelle gleich zu einem deutlich ernsteren Thema wechseln. Ich bemühe mich immer, egal ob es mir in dieser Situation gut ging, oder ob es eine etwas unangenehmere Situation war, euch möglichst viel zum Lachen zu bringen. Ich mache Scherze, über mich, über die Situation, ganz egal, es soll hier einfach ein Unterhaltungsprogramm sein das euch auch noch ein wenig informiert, aber mir persönlich steht der Spaß immer im Vordergrund. Also lange Rede kurzer Sinn, das folgende Thema enthält keinen Spaß und ich werde mit euch ein sehr unangenehmes Vorkommnis teilen. Passend zum Vorherigen ist es an einer Bushaltestelle passiert. Ich stehe am Sonntag mit meiner Schwester an der Bushalte und warte. Es ist ziemlich genau drei Uhr, es nieselt leicht. Genervt vom Regen und vom Warten auf den Bus, schenke ich meiner Umgebung keine Beachtung. Ein Fehler wie ich im Nachhinein sagen kann. Ich habe nämlich das sich nähernde Motorrad nicht wahrgenommen. Mir ist es erst aufgefallen, als der Mann praktisch direkt vor mir gestanden ist und angefangen hat wie wild auf mich ein zu schreien. Ich verstehe nichts. Gar nichts. Und dann geht alles rasend schnell. Er schreit mich weiter an, als ich vor null-Ahnung, Verlegenheit, und weiß Gott was, noch immer keine Reaktion zeige, habe ich auch schon eine Faust im Gesicht. In dem Moment ist mein einziger Gedanke „So fühlt sich also ein Überfall an.“ Ich wurde immer gewarnt, vorsichtig, immer aufmerksam zu sein, aber all das hat mir nicht geholfen. Es geht alles so schnell ich glaube ich habe nicht mal gedacht. Ich finde mich also auf der Bank der Haltestelle wieder, einen guten Meter Abstand zu meinem Angreifer. Ich blicke ihm in die Augen und ich sehe ein Funkeln in seinen Augen, das ich noch nie zuvor in menschlichen Augen gesehen habe. Ich kann es nicht beschreiben, aber es ist wohl eine Mischung aus Hass, Wut, Adrenalin, Verzweiflung und Angst. Als er mich wieder anschreit ist das einzige was mir in den Sinn kommt „Lauf. LAUF!“ Ich springe auf und ich renne. Man hört immer, dass man in solchen Situationen so schnell rennt wie noch nie zuvor, aber ich muss sagen ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht mehr, ja ich bin gesprintet, aber vermutlich nicht schneller als sonst. Mit dem Knattern seines Motors hinter mir biege ich schnell in eine private Einfahrt. Als ich mich umdrehe ist er schon nicht mehr zu sehen, da kommt auch schon meine Schwester. Wir sind beide ziemlich aufgelöst, also ruft sie ihre Mama an, dass sie kommt um uns abzuholen. Die ersten 20 Minuten habe ich erstaunlich gut überstanden, mein Schockzustand hat sämtliche Gefühle gut überbrückt, nachher ging es mir trotzdem nicht besonders gut. Obwohl es in Österreich schon 23:30 war habe ich meine Eltern angerufen um ihnen zu versichern, dass es mir gut geht. Es hat mich zwar ziemlich aufgelöst, trotzdem ging es mir danach schon etwas besser. Ganz verarbeitet habe ich es noch nicht, und ich glaube so ganz wird das auch nie passieren, aber in ein, vielleicht zwei Wochen, werde ich sicher kein Problem mehr mit diesem Gedanken haben. Bevor wir diese ganze negative Geschichte hinter uns lassen, möchte ich noch einige aufmunternde Worte an euch richten. Als erstes und wichtigstes möchte ich euch versichern, dass es mir gut geht. Mir geht es gut in Costa Rica und ich bin glücklich hier, auch wenn nicht immer alles perfekt läuft. Das ist natürlich eine sehr traurige Seite, dass in so einem wunderschönen Land so viel Armut und Gewalt herrscht, aber das war mir durchaus bewusst, bevor ich hierher gekommen bin. Des weiteren möchte ich sagen, dass mir nichts Schlimmeres passiert ist. So schlimm ein Schlag ins Gesicht klingen mag hat es zu keinem Zeitpunkt sonderlich wehgetan. Und nachdem ich schnell genug war, hat er auch keine meiner Sachen. Das mag materialistisch klingen, aber ich bin überzeugt, dass ich das richtige getan habe und dass ein kleiner Schlag mein Handy, meine Bankomat Karte und einen Haufen Geld schon wert ist, vor allem solange mein Leben in keiner Hinsicht in Gefahr war.

Ich hoffe ich besorge damit niemanden allzu sehr, ihr braucht euch wirklich keine Sorgen machen, bei Fragen könnt ihr mich jederzeit gerne anschreiben und viel mehr bleibt mir auch nicht zu sagen, außer noch ein positives Ende, um euch nicht ganz so mitgenommen zu lassen. Meine Freunde mit denen wir im Kino verabredet waren haben sich sobald sie gehört haben was passiert ist auf den Weg zu uns nachhause gemacht und Essen vom McDonalds mitgebracht. Danach ging es mir schon viel besser und ich kann nur nochmal sagen, dass ich wirklich froh über so tolle Freunde bin.

Diesen Samstag werde ich meine erste Gitarren Stunde haben. Ich bin schon gespannt ob und falls ja wie das funktionieren wird. Man sagt ja, dass Musik universell ist, aber wie das mit dem Erklären eines Instruments aussieht, weiß ich nicht. Wie gesagt ich bin gespannt und freue mich schon euch nächste Woche über das Ergebnis informieren zu dürfen.

Heute, am 15. September, ist der Tag der Unabhängigkeit in Costa Rica. Gefeiert wurde das, wie ich schon letzte Woche erzählt habe mit einigen Acto Civicos und Paraden im ganzen Land am heutigen Tag. Mir ist da wieder klar geworden, wie wichtig die Nationalität für die Einwohner Costa Ricas ist. Nationalstolz steht einfach an oberster Stelle und daran gibt es nichts zu rütteln. Ob ihr das jetzt positiv oder negativ ausnehmt ist ganz euch überlassen, für mich war es nur wichtig euch das mitzuteilen.

Zum Schluss möchte ich mich für das Satzzeichen-Chaos (also Klammern (wie diese), Beistriche wie hier auch reichlich vorhanden und Anführungszeichen, hier nicht vorhanden) entschuldigen, genauso wie für alle unnötigen Lückenfüller-Wörter, neu ausgedachten Wörter und die vielen, vielen verstrickten Sätze. Ich habe mich heute einfach so gefühlt, als würde es mir gut tun ein bisschen mehr Witz hineinzubringen (ich hoffe es war nicht zu schlimm zu lesen) und ja ich hör auch schon wieder auf. Gerade weil ich das etwas ernstere Thema ein bisschen aufwiegen wollte.

Dem Wunsch der meiner Frage der letzten Woche bin ich auch nachgekommen und diese Woche gab es wieder ein altes Durcheinander, wie ihr es gewohnt seid, oder um einen guten Freund zu zitieren „Quer durch den Gemüsegarten is geiler.“ Es freut mich immer von euch zu hören, gerade wenn ich wie so oft tolles Feedback bekomme, aber hier und da tratsche ich auch mal gerne mit euch. Wie hat euch heute das ein wenig gesteigerte Vorkommen an lustigen und unlustigen Kommentaren gefallen? Würde mich freuen auch heute wieder von einigen zu hören!

Ganz liebe Grüße aus Costa Rica und Pura Vida!