Mein Semester in Frankreich war nicht immer einfach, aber ich werde es immer als eine der besten Zeiten in meinem Leben betrachten. Als ich in Frankreich ankam, war ich ein nervöses Kind. Meine Gastschwester und ich sprachen ein paar Monate später über meinen Empfang und sie sagte mir, dass ich einfach nicht aufhörte zu reden.

Ich habe nicht nur kaum geatmet, sondern auch die ganze Zeit auf Englisch gesprochen. Meine Gastfamilie wusste zwar, wie man Englisch spricht, aber sie machten es sich zur Regel, es nicht zu tun. In den ersten Wochen gab es zwar noch viele unangenehme Momente, aber dann wurden die Dinge schnell vertrauter und auch meine Nervosität legte sich.

In meinem ersten Monat lernte ich viele Leute kennen, und es kam mir so vor, als würde ich sie nie alle kennenlernen, aber ohne es zu merken, begann ich, Beziehungen zu ihnen aufzubauen.

„Aus Fremden wurden Freunde und aus Momenten wurden Erinnerungen.“

Schule
Der Schulanfang in einem anderen Land, ohne die Sprache zu kennen, war anfangs schwierig. Ich war sehr dankbar für die Unterstützung meiner Gastschwester, die mich nicht nur ihren Freunden vorstellte, sondern auch dafür sorgte, dass ich die Gespräche übersetzte, damit ich mich nicht ausgegrenzt fühlte. Auch das Schulsystem war anders. In meiner Schule in Wien haben wir ein Klassenzimmer und die Lehrer kommen zu uns. In Frankreich hatten die Lehrer ein festes Klassenzimmer und die Schüler mussten zu den Lehrern gehen. Auch das Benotungssystem war anders. In Wien haben wir fünf Noten, wobei die Note „1“ die Beste ist. In Frankreich gibt es 20 Noten, wobei 20 die Beste sind. Das Prüfungssystem in Frankreich differenziert sich im Gegensatz zu dem in Wien sehr.

Menschen
Meine Gastfamilie bestand aus 4 Personen. Ich hatte zwei Geschwister. Mein Gastbruder war 14 und meine Gastschwester 17. Ich hatte auch eine Gastmutter und einen Gastvater. Es war nicht sehr schwer, neue Leute kennen zu lernen. Ich habe in der Schule, zu Hause und auf Partys, die ich mit
meinen Gastgeschwistern besucht habe, viele Leute kennen gelernt.

Es war viel schwieriger, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Es gab zwar immer wieder Leute, mit denen ich mich gut verstanden habe, aber meine Freunde lernte ich erst nach etwa 3 Monaten kennen. Einige meiner engsten Freunde waren ebenfalls Austauschschüler*innen.

  Ich bin nun erfreut sagen zu können, dass ich Freunde aus der ganzen Welt habe. Ich bin nach Deutschland, Peru, Italien, Finnland, Amerika und Norwegen eingeladen worden.  Einige dieser Freunde habe ich in meiner Schule, aber die meisten bei unseren AFS Camps kennengelernt.

Kultur (Essen)
Da ich Vegetarierin bin und eine leichte Glutenintoleranz habe war es vorhersehbar, dass ich Probleme mit dem Essen in Frankreich haben würde. Obwohl meine Gastfamilie ihr Bestes tat, um Essen zuzubereiten, das ich essen konnte, begann ich nach etwa einem Monat meines Austauschs, Gluten zu essen. Kein Fleisch zu essen, war viel einfacher, als ich gedacht hätte. Baguette wurde zu jeder Mahlzeit gegessen und konnte sogar in einem asiatischen Restaurant neben dem Sushi gefunden werden. Der Käse war absolut köstlich und ich wünschte, ich hätte etwas davon mit nach Hause nehmen können.

Alltag
Ich habe ziemlich schnell eine tägliche Routine gefunden. Ich wachte auf, fuhr eine Stunde zur Schule, ging bis 18 Uhr zur Schule, fuhr nach Hause, kam um 19 Uhr nach Hause, kochte oder wartete darauf, dass das Essen zubereitet wurde, aß, las oder lernte etwas und machte es am nächsten Tag
wieder.

 Das hört sich vielleicht etwas langweilig an, aber ich kann euch versichern, dass es das nicht war. Jeder Tag war anders als der vorherige, und es war immer spannend zu sehen, wie viel mehr ich verstehen konnte. Ich habe nicht genug verstanden, um dem Unterricht zu folgen, aber ich habe trotzdem an meinem Wortschatz gearbeitet oder an den Themen, die ich in Wien gehabt hätte. Am Wochenende oder den Ferien habe ich Freund*innen von meiner Gastfamilie getroffen und am Ende auch meine eigenen. Ich hatte auch die Möglichkeit ein paar Tage in einer anderen Stadt bei einer anderen Gastfamilie zu bleiben und diese Orte zu erkunden.

 Ich war eine Woche in Troyes und eine Woche in Nantes. Beide Städte waren wunderschön. Meine eigentliche Gastfamilie und ich haben in einem kleinen Dorf in der Nähe von Chaumont gelebt. Es gab nur 45 andere Menschen und 10x so viele Kühe, aber es war wunderschön. Es gab viele Felder und ich habe es geliebt die Veränderungen der Natur zu beobachten. Meine Gasteltern waren Imker*innen und ich durfte manchmal bei dem Abbauen des Honigs helfen.

Erinnerungen:
Eine meiner schönsten Erinnerungen ist es als wir Wasserpistolen gekauft haben und meine Gastgeschwister und ich stundenlang ums Haus gelaufen sind und uns versucht haben zu erwischen. Auch kleine Dinge wie das Gute Nacht Sagen ist eine schöne Erinnerung. Eine Person ist schlafen gegangen und alle anderen haben geschrien: Bonne Nuit – À demain! Das Kochen war superlustig und natürlich auch tanzen mit meiner Gastschwester. Mit meinen Freunden bin ich als es wärmer wurde immer in den Pausen unter derselben Baumgruppe gesessen und wir haben Stundenlang geredet und gelacht. Wir haben Spiele gespielt und manchmal auch einfach nur dagelegen. Wir haben gemeinsam gelacht und die nächste Stadt mit dem Bus besucht. Danach hatten wir immer einen Stress rechtzeitig zurückzukommen, da unsere Buse nur einmal am Tag gekommen sind. Bei meiner Verabschiedung habe ich meinen engsten Freund*innen Briefe gegeben und auch welche von ihnen erhalten. Ich kann mich erinnern, dass als ich mich von einem Freund von mir verabschiedet habe, hat im Hintergrund das Lied „See you later“ gespielt. Zwei weitere Freund*innen haben dann die Taschenlampe angemacht und mitgesungen während sie ihr Handy hin und hergeschwankt haben. Ich musste daraufhin so weinen, aber es wird immer eine meiner liebsten Erinnerungen bleiben.

Ich möchte mich ganz herzlich bei AFS dafür bedanken, dass ich die Möglichkeit hatte, nach Frankreich zu gehen und all die wunderbaren Momente zu erleben, an denen ich teilhaben durfte.
Danke auch an die AFS-Stiftung für die großzügige finanzielle Hilfe.