Der erste Schultag in Japan! (und was davor noch geschah)

Heute ist der Tag, dem ich schon zwei Wochen lang entgegen gefiebert habe, mein erster Schultag. Da aber das Beste bekanntlich erst zum Schluss kommt, lasst mich etwas weiter ausholen und noch erzählen, was zuvor passiert ist.

Die Kirschblüte

Wie ich im vorherigen Eintrag schon erwähnt habe, ist in Japan momentan Kirschblütenzeit und vor drei Tagen war ihr Höhepunkt.

Man mag mir nun Bezeichnungen wie ‚Kulturbanause‘, ‚Blindschleiche‘ oder ‚arroganter Sack‘ an den Kopf werfen, wenn ich behaupte, dass die Kirschblütenzeit zwar schön ist, aber doch ein wenig überbewertet wird, lasst mich erklären: Seit Monaten berichten sämtliche Medien hier darüber, wann und wie prächtig sich die Kirschblüten dieses Jahr zeigen werden, jedes Lebensmittel gibt es in besonders niedlicher Kirschblütenverpackung und in der Stadt bekommt man Flyer in die Hand gedrückt, auf denen brandaktuell über den momentanen Fortschritt der Blüte informiert wird. Trotzdem muss man zugeben, dass auch wenn die ‚Sakura‘ Zeit meiner Meinung nach ihrem Ruf nicht ganz gerecht wird, es doch sehr schön ist, im warmen Frühlingswind die rosa Bäume zu bestaunen.

Tahara

So heißt die „Stadt“, in der ich momentan wohne. Es ist hier sehr ländlich und das Gebiet ist berühmt für seinen Salat, was den strengen Geruch von Biodüngemittel auf der ganzen Halbinsel erklärt. Hier habe ich die letzten Wochen Japanisch lernend, fernsehend und Rad fahrend verbracht, wobei mich letzteres zu zwei Erkenntnissen geführt hat:

1.) Ich bin in Tahara sehr wahrscheinlich der einzige (oder einer der wenigen) Gaijin (Ausländer), was Kinder des Öfteren dazu bringt, mir voller Erstaunen mit weit aufgerissenen Augen und heruntergefallener Kinnlade nachzublicken, wenn ich mit dem Fahrrad meine Runden drehe.

2.) Polizeiautos haben hier ohrenbetäubend laute Megaphone eingebaut, mit denen sie hilflosen Gaijins klarmachen können, auf welcher Straßenseite sie zu fahren haben.

Es gibt in ganz Tahara übrigens zu gewissen Zeiten Audiomeldungen über Lautsprecher, die in der ganzen Stadt verstreut sind: Um 7:30 Uhr einen Wecker, zu Mittag ein kurzes Lied und am Abend um 17:00 Uhr eine Durchsage für Kleinkinder, die sie daran erinnert, sich langsam auf den Heimweg zu machen.

Der erste Schultag

… , welcher zufällig auf meinen Geburtstag fiel, begann mit einer alljährlichen Eröffnungszeremonie, in welcher 900 Schüler in perfekter Anordnung im Turnsaal saßen und mucksmäuschenstill dem Direktor lauschten. Nicht zum ersten Mal verblüffte mich die Disziplin in diesem Land. (Sollte jemand in meiner österreichischen Schule je so etwas zustande bringen, hätte er eine Menge Preise, Titel und einen Schulterklopfer vom Bundespräsidenten verdient.) Wer jetzt denkt, die Japaner seien ein langweiliges und strenges Volk, dem jegliche Emotionen fremd ist, der liegt meilenweit daneben. Ich stand also mit den Lehrern, die ich schon kannte, am Rand des Turnsaals und eine Mädchenklasse saß direkt vor uns. Es dauerte keine zwei Sekunden bis das erste Mädchen mich erspähte und ihren Kameradinnen die Neuigkeit mitteilte. Augenblicke darauf fingen sie an, mir grinsend zuzuwinken, aber dazu gleich etwas mehr.

Ich wurde außerdem angewiesen, mich kurz auf Japanisch und Deutsch der ganzen Schule vorzustellen, was ich mit leichter Nervosität, aber (meiner Meinung nach) relativ gut hinter mich brachte.

Danach wurden wir in die Klassenräume geschickt, wo ich meine ersten Freunde hier kennenlernte, die teilweise sogar recht gut Englisch sprechen können (Was sicherlich eine gute Starthilfe ist.)

In der Schule werde ich wie ein Superstar behandelt, was mich wieder zu den kichernden Mädchen bringt. Ob am Gang, bei der Zeremonie oder in der Klasse; immer wieder finde ich mich in der folgender Situation: Mehrere Mädchen winken mir zu oder rufen meinen Namen, woraufhin ich das Winken erwidere und eine Welle von Begeisterung und Gekicher auslöse. Manche stellen sich auch vor, wollen mir die Hand geben (Es scheint für sie ein einzigartiges Erlebnis zu sein, einen Ausländer zu berühren) oder gar ein Foto mit mir machen (!). Es wäre gelogen zu sagen, dass mich das in irgendeiner Weise stören würde, es ist nur etwas ungewohnt. Ich gehe außerdem davon aus, dass sich das in den nächsten Tagen/Wochen ohnehin legen wird.

Wie geht’s dir eigentlich mit Japanisch?

Es wird von Tag zu Tag leichter, Japanisch zu sprechen, wohingegen mir das Verstehen immer noch große Probleme bereitet, was an meinem noch recht bescheidenen Wortschatz liegen mag. Was die Schrift betrifft kann ich bisher etwa 150 von 2000 Kanji-Zeichen und habe daher auch hier noch einen langen Weg vor mir.

Auch wenn ich noch einiges zu erzählen hätte, werde ich nun zum Schluss kommen. Ich freue mich natürlich über Feedback und hoffe, dass euch der Eintrag gefallen hat.

Danke für’s Lesen und bis zum nächsten Mal, mata ne!