Hola aus dem herbstlichen Chile!

Ein bisschen verspätet habe ich jetzt ein paar Einblicke in die Karwoche, wie sie in Österreich heißt, für euch. Hier wird sie „Semana Santa“ (übersetzt „heilige Woche“) genannt und bei mir sah sie folgendermaßen aus:

Gründonnerstag

Am Abend des Gründonnerstags war ich mit meiner Gastmama, meinem Gastbruder und meiner älteren Gastschwester in der Messe. Da hier zeitlich eigentlich alles nach hinten verschoben ist, sind das auch die Messen. So hat diese zum Beispiel um 21:00 Uhr begonnen!
Abgesehen davon, dass ich nicht alles verstanden habe, war auch die Tradition des Füßewaschens anders. Hier ist es üblich, dass der Priester den Leuten in den ersten Bänken jeweils einen Fuß wäscht!

Karfreitag

Am Karfreitag waren wir zum Mittagessen (hier almuerzo genannt) bei einer Tante und einem Onkel meiner Gastmama. Wie bei fast allem ist auch hier die Zeit ein bisschen anders.  Mittagessen = ungefähr um 15:30!
Danach, um 17:30, bin ich mit einem Teil meiner Gastfamilie auf einen ‚via crucis‘ (Kreuzweg) gegangen. Wahrscheinlich der längste den ich je erlebt habe. Ganze drei Stunden lang sind wir in drückender Hitze gegangen, bevor wir dann mit zwei anderen Pfarren zusammengetroffen sind und in einer Kapelle Messe gefeiert haben. Aber es war trotzdem eine sehr schöne Erfahrung, besonders die verschiedenen Lieder auf Spanisch haben mir sehr gut gefallen!

Karsamstag

Noch am Karfreitag haben mir meine Gasteltern verraten, dass wir am nächsten Tag zu den ‚7 Tazas‘ fahren würden. Ein Ort, von dem mir schon viel erzählt und wirklich nicht zu viel versprochen wurde!

Noch dazu gesagt haben sie mir, dass wir früh losfahren wollen – und auch hier machte sich wieder das chilenische Zeitgefühl bemerkbar. ‚Früh‘ hieß in dem Fall um 12:00 Uhr mittags 😀

Wir haben also noch einiges für’s almuerzo mitgenommen bzw. am Weg gekauft und uns dann mit dem Auto auf die einstündige Fahrt gemacht. Schon hier begann das kleine Abenteuer.

Die ‚7 Tazas‘ (das sind 7 Wasserfälle) befinden sich in einem Nationalpark nahe der Stadt Molina. Nachdem wir dieses Städtchen also passiert haben, folgten wir den Anschilderungen die uns zu den 7 Tazas führten – und fanden uns plötzlich rumpelnd und pumpelnd im Auto wieder. Die Straße war ab einem gewissen Punkt nämlich nicht mehr asphaltiert und so wurden wir auf dem Schotterweg gehörig durchgeschüttelt, was mir aber gar nichts ausgemacht hat. Es hat meine Abenteuerlust nur noch mehr gesteigert 😉

Als wir dann schon fast bei dem ersten Wasserfall angekommen waren, sind wir noch mit ein paar Gasttanten, -onkeln, -cousins und einem Gastopa zusammengetroffen mit denen wir gemeinsam den Tag verbringen wollten.

Und dann, nach einer kurzen Autofahrt, war es so weit. Ich hab den ersten Wasserfall gesehen. Es war der erste an diesem Tag und für mich auch der schönste, weil die Sonne so toll darauf geschienen hat, dass ein Regenbogen zu sehen war. Ein wahnsinnig schönes Bild!

AFS Schüleraustausch: Maria Teresa in Chile
AFS Schüleraustausch: Maria Teresa in Chile

Nach einiger Zeit begeisterten Schauens und ein paar Fotos haben wir uns wieder ins Auto gesetzt und nochmal eine kurze Fahrt zurückgelegt. Dort sind wir dann ins offizielle Gelände der 7 Tazas gekommen, wo wir auf einer Art Holzweg (haha), der aber total von Vorteil war, weil der Boden so staubtrocken war, dass wir auf den Wegen ohne diese Hilfe sofort die Schuhe voller Erde hatten, durch den Nationalpark gegangen sind, bis wir den nächsten Wasserfall erreicht hatten. Auch der war wieder total schön, allerdings war die Sicht sehr eingeschränkt.

Nach einem kleinen Spaziergang sind wir dann zu dem ditten und letzten Wasserfall für diesen Tag gekommen. Zuerst haben wir ihn nur von oben betrachtet, bevor eine kleine Gruppe von Abenteuerlustigen (ich war natürlich dabei ;)) sich auf den holprigen Weg nach unten gemacht hat, um den Wasserfall aus der Nähe zu betrachten! Das hat auch ein wahnsinnig schönes Bild abgegeben – sowohl der Weg dorthin, als auch der Wasserfall selbst!

AFS Schüleraustausch: Maria Teresa in Chile
AFS Schüleraustausch: Maria Teresa in Chile
AFS Schüleraustausch: Maria Teresa in Chile

Nachdem wir dann auch den steilen Weg wieder hinauf geschafft hatten, sind wir mit den anderen wieder zusammengetroffen, haben gemütlich auf Holzbänken und Klappsesseln Mittag gegessen und uns dann wieder auf den Weg nach Hause gemacht!

Ostersonntag

Ostern einmal anders! 🙂

Dass ich bei chilenischen Verhältnissen nicht wie in Österreich um 5:00 Uhr auf eine Auferstehungsmesse gehen werde, hab ich mir schon fast gedacht. Wie ich später erfahren habe, gibt es so etwas auch hier, ebenfalls mit Osterfeuer, allerdings am Abend / in der Nacht des Karsamtages.

Wir waren dafür am Ostersonntag um 12:00 Uhr in einer Messe. Sehr lustig war die Musik hier!  Eine Gruppe von etwas älteren Damen hat gemeinsam die Lieder angestimmt, wobei eine der Damen auf der Gitarre begleitet hat. Allerdings war das Instrument so verstimmt, dass es sich angehört hat als würden alle Leute in der Kirche extra laut singen, um die Gitarre zu übertönen! 😀

Nachdem wir dann wieder zu Hause waren, kam endlich das, worauf sich meine Gastschwester schon die ganze Zeit gefreut hat – die Ostereiersuche! Hierfür haben wir zuerst die Reihenfolge ausgelost (ich war Nummer 3), bevor wir Kinder dann im Wohnzimmer gewartet haben, während die Gasteltern jeweils nach der Reihe für jedes Kind die Schokoeier versteckt haben. Beim Suchen hat dir dann die ganze Familie zugeschaut und dich mit ‚frio‘ (kalt) & ‚caliente‘ (heiß) auf die richtige Fährte gelockt! Eine sehr lustige Sache!

Zu Mittag waren wir dann chinesisch Essen, bevor wir den Nachmittag noch in der Mall ausklingen haben lassen (hier ist es normal an einem Sonntag mal schnell in ein Einkaufszentrum zu fahren!).

Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick in meine chilenische Semana Santa geben!

Bis bald, hasta luego & macht’s gut,

Tesi