Hallo!

Ich heiße Lena und bin inzwischen schon zurück aus Brasilien, wo ich ein bisschen mehr als sieben Monate war.
Nach meinem ersten Bericht vor drei Monaten ist dann noch ganz schön viel passiert.

Ich war gerade mitten in den Sommerferien und wir, meine Gasteltern und ich machten einen zweiten Besuch bei den Eltern meiner Gastmama. Ich hatte mich gefreut meine vier „ Cousins“ wiederzusehen und auch alle anderen Verwandten meiner Mama aus Brasilien. Es war etwas besonderes für mich dort zu sein weil ich die Familie so nah miterleben durfte und es war auch schön etwas anderes auf dem Land zu erleben. Es war sehr lustig dort, ich spielte Fußball mit meinen Cousins und besuchte mit ihnen die Kirche. Es war wirklich eine Erfahrung die Kirche dort zu besuchen, weil ich es ein wenig komisch fand wie der Priester so laut die Predigt hielt. Aber es war schön das jeder ob schon älter oder als Kind etwas erzählen durfte was ihnen am Herzen liegt und wofür sie dankbar sind.

Wieder zuhause war es bald Weihnachten. Wir feierten ein bisschen vor Weihnachten zu Hause mit meinen Geschwistern und mit den Kindern von ihnen. Es gab überall Weihnachtsdecoration im Haus und es gab sogar einen kleinen Weihnachtsbaum aus Plastik mit bunter Lichter Beleuchtung. Es war ein sehr schönes Abendessen zusammen, wir hatten alle viel Spaß und lachten viel. Auch wenn es die gewohnte Weihnachtsstimmung nicht so gab weil es heiß war und man garnicht an Weihnachten zuvor gedacht hatte, war es doch etwas schönes die ganze Familie beisammen zu haben und Lasagne zu essen.

Ein paar Tage später, zu Weihnachten bin ich und meine beinen Gasteltern bei der Familie vom Mann meiner Schwester auf Besuch gewesen. Es war wirklich eine große Familie, die meisten kannte ich noch nicht aber im laufe der nächsten Stunden lernte ich viele von ihnen kennen. Sie waren wirklich sehr nett wie alle Brasilianer die ich kennen lernen durfte. Zu beginn des Abends als alle da waren versammelten sich alle zu einem Kreis und jeder der wollte durfte etwas schönes sagen oder etwas über die Familie. Es war ein sehr schöner Moment. Ich habe die Liebe so stark gespürt und war wie die meisten mit Tränen in den Augen. Viele sagten ich sei sehr willkommen bei ihnen und empfangen mich mit offenen Armen in ihrer Familie. Eine Sache die mir besonders gefiel war dass das Weihnachtsfest ein Fest der Liebe der Familie war.. es war nicht ganz so weihnachtlich wie ich es von zuhause kenne aber es war so etwas besonderes.
Es gab churrasco das traditionelle Grillessen und alle haben bei so etwas ähnliches wie dem „ Wichteln“ teilgenommen und jeder hat nacheinander sein Geschenk für den anderen übergeben.

Es stand eine weitere Reise mit meiner Gastfamilie bevor. Es ging in den Süden Brasiliens. Wir machten uns auf den weg mit dem Auto nach Curitiba. Wir übernachten bei einer Tante meiner Gastmama und am nächsten Tag machten wir einen Ausflug duch die Stadt und schauten uns alle Sehenswürdigkeiten dieser Stadt an. Der Botanische Garten war wirklich sehr groß und schön. Danach fuhren wir weiter in den Süden nach Camboriú wo wir zwei Nächte blieben um uns die Stadt anzuschauen. Wir nahmen sogar eine Gondelbahn um auf den Stand auf der anderen Seite des Hügels zu kommen.

Als wir dann endlich angekommen sind blieben wir ein paar tage an einem Haus am See wo wir dann auch Silvester mit guten Freunden meiner Eltern aus Brasilien feierten. Es gab ein ganzes Schwein zu essen aber auch Manioc Salat und Reis. Zu Silvester sah man die Feuerwerke sehr weit weg aber man konnte sie noch sehen. Es war eine sehr schöne Stimmung and dem großen See zu stehen und zusammen den Lichtern zuzuschauen. Zu Mitternacht umarmten sich schließlich alle um ein schönes Jahr zu wünschen.

Später waren wir noch am Meer und es war einfach so schön dort entlang zu gehen und kein ende des Himmels und des Meeres zu sehen.
Auf der Rückreise kamen wir bei einer berühmten Landstraße vorbei wo es Ausschauplätze mit großartiger Landwirtschaft gab, alles voll mit Jungelbäumen. Ein wenig weiter der Straße bergabwärts gab es einen kleinen Wasserfall.
Am Abend habe wir dann noch an einer Stadt am Strand Abend gegessen , es war wirklich sehr schön und fühle mich dankbar so etwas erleben zu dürfen. Die gemeinsamen Reisen haben mich mit meiner Familie noch mehr zusammen geschweißt und ich bin ihnen unendlich dankbar für diese gemeinsame Zeit.
Noch eine letzte Übernachtung war noch übrig bis zu meinem Zuhause. Wir waren wieder in Curitiba, diesmal in einem Ibis Hotel. Das war wirklich sehr witzig dort, das zimmer war wirklich so klein und wir hatten echt voll den Spaß.
Nach ein paar Tagen zuhause, begann wieder die Schule. Ich hatte mich so gefreut wieder mit all den Leuten zusammen zu sein. An meiner Schule wurde Fußball angeboten, und ich beschloss das erste Mal bei einem Training mitzumachen. Es war echt cool weil der Lehrer uns richtig beibrachte Fußball zu spielen nicht nur aus Spaß wie es sonst immer in der Sport Stunde war. Es machte mir richtig Spaß dort mitzumachen und auch neue Leute dort kennenzulernen.
Mit der Zeit konnte ich den Unterricht schon ganz gut verstehen, es war doch ganz interessante zuzuhören denn jetzt verstand ich wirklich was sie meinten.
Ich fing an meine Zeit dort richtig zu genießen, ich machte mir keine Sorgen mehr neue Freunde zu finden. Ich kam darauf das ich schon richtig gute hatte und sogar eine beste Freundin die bei mir ums Eck wohnte.
Mit ihr und zwei anderen guten Freundinnen gingen wir einmal ins Kino das in einem Shopping war. Das ist wirklich etwas was viele von den jungen Leuten in Brasilien machen. Danach übernachteten wir bei meiner besten Freundin. Auch wenn wir solche Sachen ganz selten gemacht haben, hat uns das jedes Mal etwas näher zusammen gebracht.
Etwas anderes was ich oft gerne tat war mit Freunden in der Nachbarschaft spazieren zu gehen oder zum Pool schwimmen zu gehen was für alle im conominium da war.

Meine Familie und ich machten einen Ausflug nach São Paulo um Karten für den Karneval zu hohlen. Die Stadt ist echt cool und wirklich groß, es gab überall künstlerisch bunt bemalte Hochhäuser. Es war nicht wirklich sauber in der Stadt dafür hatte sie ihre eigene Lebendigkeit.
Meine Gasteltern nahmen mich mit zum größten Lebensmittel Markt der Stadt. Es war ein altes hohes Gebäude mit vielen Essensarten aller Art, exotische bunte Früchte, Nüsse und Süßigkeiten und auch Fleisch und Fisch. Über dem Markt gab es eine Ebene für Restaurants. Wir aßen dort eine Kleinigkeit. Ich probierte ein berümtes Sandwich, ein Brot mit ganz viel Fleisch und Käse.

Ein paar Wochen später ging’s noch mal nach São Paulo diesmal mit dem Bus und ein paar Freunden meiner Eltern.
Es war noch nicht der eigentliche Karneval, es war eine Show einer Sambaschule unter einem großem Dach. Alle tanzten gemeinsam zur Musik und ich versuchte auch ein bisschen Samba zu tanzen, man braucht dazu extrem viel Energie, aber ich habe es einigermaßen hinbekommen.
Die Energie war wirklich der Wahnsinn, es war wirklich so eine Freude bei all den Menschen und auch eine große Leidenschaft. Und vor allem verband sie alle die Liebe zur Musik und dem Leben.

Ein letztes Mal fuhr ich mit meiner brasilianischen Familie nach São Paulo um diesmal des traditionellen berühmten Karneval zu erleben. Die Anlage war riesig und gewaltig viele Leute versammelten sich um zuzuschauen. Wir kamen am Abend an und es dauerte die ganze Nacht durch. Der Karneval ist nicht in ganz Brasilien gleich. In Rio de Janeiro und auch in São Paulo ist der Karneval eher ein wie ein vorbeiziehendes Musical, mit der Samba Musik und den Kostümen die eine eigene Geschichte erzählen. Dabei schauen die Zuschauer zu oder tanzen auch oft mit.
Im Norden gibt es den Karneval eher in der Form eines Umzugs mit Livemusik und Livesängern.

Durch die laute Musik und all die Kostüme und Kunstwerke war es so eine Mitreisende Energie und man fühlt sich wie verzaubert. Auch wenn es sehr lange gedauert hat und ich ab und zu ein bisschen müde war, war es eine amazing Show.

Zu dieser Zeit hatte ich angefangen mich richtig wohl zu fühlen und glücklich zu sein, und auch jeden Tag voll zu genießen. Das war davor die anderen Monate auch so nur dann später war ich mehr frei, ich war so gewohnt an alle Dinge geworden und fühlte mich immer mehr dankbar für das was ich hatte.
Beim Capoeira begann ich auch nicht mehr so sehr schüchtern zu sein. Es machte wirklich viel Spaß mit den Leuten capoeira zusammen zu machen. Es war einfach so eine Einheit und schön die Freude der Menschen zu sehen.

Meine Gasteltern und ich wurden zu einer Hochzeitsfeier eingeladen und ich lernte dort viele Leute kennen die wirklich nett waren. Manchmal ist es so, dass du Leute nur einmal triffst und sie dann wahrscheinlich nicht mehr wieder sehen wirst. Doch alle bleiben mir in Erinnerung und sind in meinem Herzen. Von jeden dieser Erfahrungen konnte ich etwas positives mitnehmen. Das ist so etwas schönes dass man so viele Leute kennenlernen kann und so viele Begegnungen mit wundervollen Menschen macht. Im Leben gibt es manchmal nur den einen Moment, aber dieser ist besonders.
Auf der Hochzeitsfeier lernte ich zwei neue Freunde kennen die mich dann noch zum Capoeira mit ihrem Auto brachten. Sie blieben auch noch ein bisschen zum zuschauen, aber ich sah sie nicht nochmal.
Es war eine große Veranstaltung von meiner Capoeira Schule, bei der es um die Frauen im Capoeira ging. Es gab auch Prüfungen um die nächste Farbe der Corda, ein Seil um die Hüfte, zu bekommen. Die ganze Trainingshalle war voll und ein paar der Frauen hatten sogar große weite ganz bunte Röcke an und waren bunt im Gesicht geschminkt.
Zuerst sprachen Politikerinnen über Frauen in der Gesellschaft und danach kam eine Samba Musik Gruppe von Frauen gespielt. Später gab es noch ganz viel Capoeira und eine Hammer Stimmung.

Einige Tage später erklärte mir meine Gastmama, dass ich möglicherweise mein Austauschjahr abbrechen müsste. Später stellte sich heraus das ich wahrscheinlich nur mehr zehn Tage in Brasilien bleiben würde.
Als ich das erfuhr hatte ich einen gewaltige Schock und konnte es gar nicht wahr haben. Ich fühlte mich andauernd unter Stress wie ich noch aus den letzten Tagen das meiste herausholen konnte.
In der Schule hatten die Leute schon eine Weile von dem Coronavírus gesprochen aber mir ist es immer viel harmloser vorgekommen als dass ich deswegen nach Hause gehen muss.
Am Montag, einen Tag nachdem ich erfahren hatte das ich zurück muss bin noch ein letztes mal in die Schule gegangen. Es war der letzte normale Tag bevor alle in Quarantäne mussten.
Ich hatte das Glück mich noch bei den meisten meiner Freunde verabschieden zu können. Obwohl mir nicht ganz bewusst war das es das letzte mal sein wird.
Ich war sehr emotional, und traurig darüber dass ich meinen Freunden mitteilen musste dass ich weg ging.
Ich fühlte mich sehr emotional und war auch sehr traurig aber vor allem spürte ich die ganze Liebe der Menschen um mich und war wirklich überwältigt davon, auch wenn es komisch klingt es war wirklich etwas großes.
Die letzten Tage verbrachte ich so gut wie es ging mich von den Leuten in meinem conominium und vom Capoeira zu verabschieden. Doch die Ausgehverbote wurden immer mehr eingeschränkt und so war ich die letzten Zeit mit meiner Familie.
Ich wollte immer bei ihnen sein um noch so viel Zeit wie möglich mit ihnen zu genießen.
Es gab einige Unklarheiten wann ich tatsächlich los fliegen würde, und so verbrachte ich den letzten Tag wirklich schön und mit viel Erleichterung das es doch noch nicht soweit war.
Wir verbrachten den Tag gemütlich wir redeten viel und aßen gute Sachen. Am Abend als ich erfuhr dass ich am nächsten Tag weg musst blieben wir noch einen letzten Abend zusammen und schauten filme. Wir waren alle voll traurig und weinten viel. Es war sehr schwer für uns, uns auf den Abschied für sehr lange Zeit vorzubereiten.

Am nächsten Morgen ging es dann zum Flughafen. Noch zwei andere Austauschschüler kamen mit mir auf die Rückreise. Der Flug machte echt Spaß mit den anderen.

Meine Familie empfing mich am Flughafen und ich freute mich unglaublich sie wieder zu sehen und sie vor allem in echt wieder zu sehen denn ich kannte sie aus letzter Zeit nur noch mehr von den Fotos.
Aber ich hatte auch ein wenig Angst ob alles gut laufen wird.
Ich merkte immer mehr dass ich wie ausgewechselt war und mich ganz anders mit Bezug auf meine Familie verhielt.
Es fühlte sich an als hätte ich noch die ganze Umgebung von Brasilien in mir.
Es dauerte eine Weile bis ich mich wieder eingewöhnte und mich nach und nach an mein altes Leben erinnerte.
Mit der Zeit bemerkte ich dass mein Leben jetzt anders war nicht wie in Brasilien und auch nicht wie davor. Es war eine neue blickweise und ein neues Gefühl zu leben.
Die Quarantäne gab sich gut um mit meiner Familie die erste Zeit zu verbringen . So konnte ich mich schneller anpassen und mich ganz auf sie und mein Verhalten auf sie zu konzentriert. Und natürlich für wen ich mich halte, den das war wirklich schwer zu sehen am Anfang.
Ich fühlte mich wie ins nichts geworfen und ziemlich verloren.
Ich brauchte immer wieder Zeit für mich, z.B. in der Natur, um mich wieder wohl zu fühlen. Ich bekam auch eine klarere Sichtweise über die Dinge und konnte mich entspannen.
Mittlerweile fühle ich mich wider wohl in meiner Familie und versuche meine neue Version von mir in meinen Beziehungen in meiner Familie einzubauen. Auch wenn es mir sehr schwer fallt versuche ich die Sachen die mir so wichtig waren in meinen Alltag einzubauen.
Es fühlt sich zwar komisch an mein Leben wo ich mich so wohl fühlte als Erinnerung zu betrachten, aber ich habe dort so viel Liebe gefunden die ich immer noch in mir habe.

Vielen Dank an alle die mir diese unglaublich Reise möglich gemacht haben. Und auch an AFS Brasilien und an meinen Ansprechpartner der mit immer geholfen hatte wenn ich nicht mehr ganz weiterwusste.
Ich hatte mich wirklich viel verändert und bin dankbar das ich diese positive Verengung erleben durfte, und kann es jeden nur empfehlen dieses amazing Abenteuer zu starten.

Ganz große Umarmung und liebe Grüße!
Lena