Liebe Leserinnern und Leser, es sind vier Monate vergangen seit ich hier für mein Auslandsjahr in Japan angekommen bin, mein Leben in Österreich scheint mir aber schon so weit weg. Ich kann es mir kaum mehr vorstellen, so sehr habe ich mich an Japan mittlerweile gewöhnt.

Aber mal von Anfang an:

Ich erfuhr, wer meine Gastfamilie war, ca. zwei Wochen vor der Abreise von meinen Auslandsjahr in Japan. Ich schrieb eine E-Mail mit einer kurzen Vorstellung und, dass ich mich schon freute sie kennenzulernen. Doch als ich mehrere Tage keine Antwort erhielt, verunsicherte es mich schon, da andere zukünftige Austauschschüler*innen, schon Kontakt mit ihren Gastfamilien hatten. Durch AFS erfuhr ich dann, dass meine Gastmutter überhaupt kein Englisch spricht. Aber ihre Tochter, die weit weg lebt, hatte meine E-Mail übersetzt und sie freute sich schon auf mich.
Nun, da alles geklärt wurde, war ich bereit für die Abreise. Einen Tag davor, fuhr ich mit meiner Familie nach Wien, ich blieb wahrscheinlich bis drei in der Früh munter. Im Nachhinein wundere ich mich, wie ich überhaupt schlafen konnte.

Abreise und Ankunft

Am Morgen vom 21. August ging es dann endlich los. Mit Familie und Gepäck ging es zum Flughafen. Von den anderen fünf Austauschschüler*innen kannte ich niemanden von vorher, da ich an meinem Vorbereitungscamp die einzige war, die nach Japan ging. Am Flughafen bekamen wir alle AFS T-Shirts mit Kühen am Rücken, verabschiedeten uns von unserem Familien und flogen dann auch schon, mit Zwischenstopp in Amsterdam, nach Japan. Den zwölfstündigen Flug überstanden wir gut. Am Osaka Kansai International Airport, warteten schon Schüler*innen aus aller Welt und ich kann mich noch an die unglaubliche Hitze und Luftfeuchtigkeit am Weg zum Busterminal erinnern. Es war wirklich unglaublich heiß. Mit dem Bus gings zum Youth Center, wo die folgenden drei Tage das Arrival Camp stattfinden würde.

Wir lernten ziemlich viel im Camp, unter anderem über das gemeinsame Leben mit der Gastfamilie, den Schulalltag und spielten einige Spiele in den Wartezeiten. Wir wurden in Gruppen eingeteilt und beantworteten Fragen wie zB. was unsere Ziele sind und was wir uns erhoffen. Was mich jedoch am meisten überraschte war, dass wir in innerhalb 45 Minuten einen Sketch vorbereiten musste, welchen wir dann nachher vor allen anderen Austauschschüler*innen aufführen würden. Das Arrival Camp war wirklich sehr schön und auch jetzt erinnere ich mich gerne daran zurück.

Schule

Schule in Japan ist hart, und das wurde mir davor schon zur Genüge gesagt. Trotzdem musste ich es selbst erleben um zu verstehen, dass die Senior Highschool Zeit für die meisten japanischen Schüler*innen vermutlich die beschäftigste und ermüdendste Zeit ist, aber eben auch die witzigste.
In der Früh um 8:30 Uhr fängt jeden Tag Homeroom an. Es dauert circa zehn Minuten, die erste Stunde beginnt dann um 8:50 Uhr. Jede Stunde dauert 50 Minuten und es gibt zehnminütige Pausen zwischen jeder Stunde. Die Mittagspause dauert circa eine halbe Stunde. Der Unterricht endet an drei Tagen pro Woche um 16:10 Uhr und an zwei Tagen pro Woche um 15:10 Uhr.
Meine Schule war mit rund 1000 Schüler*innen die größte Schule die ich jemals besucht hatte. Acht Klassen pro Jahrgang mit jeweils circa 40 Schüler*innen war ein riesiger Unterschied zu meiner vergleichsweise kleinen österreichischen Schule. Außerdem dauert meine japanische Schule drei Jahre und meine österreichische Schule vier Jahre bis zum Abschluss/Matura. Meine japanische Schule hat fünf Zweige: General Course, Academic Course, Intercultural Course, Technological Course und Global Business.

Schulleben

Wie es bekannt ist von japanischen Highschools muss natürlich jede*r eine Schuluniform tragen. Ohrringe, Schminke, Piercings und Haare färben ist verboten und wer zu spät kommt muss im Sekretariat ein Formular ausfüllen. Wie ich schon davor hörte, steht während des Unterrichts der*die Lehrer*in vorne und unterrichtet, während die Schüler*innen mitschreiben, zuhören oder schlafen. Die Ausnahme ist der Französischunterricht, der hat mich sehr stark an meine österreichische Schule erinnert. Der Lehrer war eher redegewandt und hat mit uns geredet. Auch gibt es an meiner Schule viele Englischstunden, mit unterschiedlichen Lehrer*innen. In einer sind wir im Computerraum und alle führen Diskussionen über das Headset. In der anderen schreibt der Lehrer grammatikalische Übungen an die Tafel und nachher müssen wir über das jeweilige Thema in Gruppen besprechen.
Am Anfang war es schwer für mich selbst einfache Sachen in Japanisch zu sagen. Aber dank dessen, dass ich meistens mit Freund*innen im Bus fahre und die Pausen verbringe, haben mir meine Freund*innen sehr viel beigebracht. Alleine lerne ich Japanisch auch, aber es ist anders, wenn einem die Freund*innen etwas beibringen. Auch wenn meine Freund*innen stolz sind auf mich, wenn ich etwas sage, was sie mir beigebracht hatten, macht mich sehr glücklich.

Kultur

Ach, die Kultur.. ist natürlich von Grund auf komplett verschieden. Wenn man aber weiß, dass Japan mit kaum Einfluss der Außenwelt für 10000 Jahre abgeschottet lebte, versteht man gleich viel besser, warum die Leute hier so anders denken.

Japanische Sprache

Die Sprache ist natürlich mir ihrem Schreibsystem und fremder Grammatik anspruchsvoll. Aber da ich durch Koreanisch, das ich vorher schon zwei Jahre gelernt hatte, schon ein bisschen Erfahrung hatte mit asiatischen Sprachen, war die Grammatik nicht mein größtes Problem. Anfangs dachte ich mir “Oh mein Gott” wenn ich an Kanjis dachte, weil ich in Österreich die Kanjis etliche Male niederschreiben musste, um mir sicher zu sein, dass ich sie mir gemerkt hatte. Aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und kann, wenn ich mich konzentriere, Kanjis schon nach einem Mal gründlich Anschauen, merken. Im Vergleich zu vorher, mache ich schneller Fortschritte.
In den ersten Monaten von meinem Auslandsjahr in Japan wurden mir Komplimente gemacht, dass sich mein Japanisch sehr verbessert hatte. Aber ich sah das überhaupt nicht und hatte das Gefühl, dass ich keine Fortschritte machte. Ich dachte mir, dass ich nicht jammern sollte, dass mein Japanisch unzureichend ist, sondern stattdessen so viel lernen sollte, wie ich konnte. Das machte ich seither auch und mittlerweile kann ich schon einen Großteil der täglichen Konversationen verstehen. Man sollte einfach weiter lernen. Wielleicht sieht man die Früchte seiner Bemühungen nicht sofort, aber irgendwann ganz bestimmt.

Liebe Grüße und an alle zukünftigen Austauschschüler*innen für ein Auslandsjahr in Japan: Die Zeit, die euch bevorsteht werdet ihr ein Leben lang nicht vergessen. Deshalb nützt jede Möglichkeit um das meiste daraus zu machen!