Also, eigentlich hatte ich geplant, hier ein bisschen über die Schule und den Alltag in der Familie und Zuhause zu plaudern, aber anscheinend gibt es über die Schule mehr zu berichten als gedacht, deswegen wird ihr jetzt ein ganzer Beitrag gewidmet und das nächste Mal über den Rest berichtet.

Das morgendliche Ankommen

Schule in Südamerika

Da wir (meine Gastgeschwister und ich) an normalen Tagen relativ früh in die Schule kommen, bin ich meist das erste Mädchen in der Klasse, weil die Burschen hier – erstaunlicherweise und ganz im Gegensatz zu Österreich- viel früher als die Mädchen kommen, die sich gerne nochmal im Bad zurechtmachen, bevor sie den Klassenraum betreten. Generell rennen die immer in Grüppchen fast jede Pause aufs Klo, um zu schauen, ob ihre Frisur noch sitzt (meist tragen sie sowieso nur offene Haare und ich komme mir mit meinen Zöpfen dann ein wenig fremd vor) oder um ihre Uniform zu richten.

Die Schuluniform

Da wären wir ja schon einmal beim nächsten Thema: die Uniform! Also den Chilenen hier geht es nicht ganz so, aber ich bin von meiner Schuluniform ziemlich begeistert. Sie ist für mich einfach etwas ganz Anderes und Neues und ich komme mir schön formell vor. Sie besteht (wie die meisten Schuluniformen) aus schwarzen Schuhen, grauen Socken, Strumpfhose und Rock, dazu eine Bluse und rot-blau gestreifte Krawatte und für die Mädchen ein roter Pulli mit dem Zeichen der Schule, für die Burschen sind sie blau.

Schule in Südamerika

 

Für Turnen (und für kalte Tage, Gott sei Dank) haben wir eine andere Uniform, nennt sich buzo und ist im Prinzip eine Mischung aus Pyjama und Jogginganzug (zumindest fühle ich mich darin so). Die ersten drei Wochen hatte ich ausschließlich den an, weil ich mir sonst meinen Hintern abgefroren hätte. Turnunterricht ist allerdings ganz anders hier, statt Ballspielen und so gibt es so circa jeden Monat eine neue „Einheit“ einer Sportart und die ganze Schule macht dann das gleiche in ihren Turnstunden. Im August und September wird nur getanzt, um sich auf den Nationalfeiertag vorzubereiten, und da das eher Volkstänze sind, war das für mich nicht wirklich Sport. Jetzt hat endlich die Volleyball-Einheit angefangen und endlich schwitze ich mal wieder! (Nein ernsthaft, bis jetzt war da noch nicht so viel Bewegung dabei).

Die Lehrer

So, da hätten wir die Lehrer. Der größte Unterschied (mit ein bisschen Verspätung): die Pünktlichkeit. Meistens kommen sie eine Viertelstunde nach dem Läuten bequem in die Klasse geschlendert und lassen sich bei allem viel Zeit. Es wird gerne geplaudert und das Schüler-Lehrer Verhältnis ist hier komplett anders. Die werden auch mit Küsschen auf die Wange begrüßt und sind einfach viel freundschaftlicher, lockerer und näher unterwegs als bei uns. Und an Witzen und lustigen Kommentaren mangelt es auch nie. Außer in Geschichte: Diese Lehrerin ist, tut mir leid, eine einzige Schnarchkanone. Abgesehen davon, dass die chilenische Unabhängigkeit nicht unbedingt das fesselndste Thema ist, besitzt sie die Gabe, diese so abwechslungsreich und unterhaltsam zu erklären, das fast die Reissäcke in China vor Aufregung umfallen. Im Gegensatz dazu liebe ich meine Chemielehrerin! Sie ist ein bisschen abgedreht und umarmt gerne, aber sie ist einfach so lustig und mit ihr macht mir Chemie noch mehr Spaß als sonst (ist deswegen mein Lieblingsfach und neben Englisch eines der wenigen Fächer, in denen ich „gut“ bin). Da wären wir nun also bei den Noten angekommen.

Schulnoten und Tests

Ich kann mich jetzt bei Gott nicht eine Musterschülerin nennen, aber obwohl ich doch nur relativ kurze Zeit da bin und alles in einer anderen Sprache ist, stelle ich mich im Unterricht nicht allzu blöd an. Wie gesagt, in Chemie und in Englisch bin ich ziemlich gut (letzteres ist nicht übertrieben schwer, da der Standard – trotz des Namens meiner Schule „Colegio Inglés Saint John“ – des Englisch nicht allzu hoch ist). In Physik und Mathe stelle ich mich auch ganz gut an, mangeln tut es allerdings definitiv im Spanischunterricht, in Geschichte und Biologie.

Generell gibt es hier Noten von 7 bis 2, wobei Sieben die beste und Zwei die schlechteste Note ist. Anders als in Österreich gibt es auch Kommazahlen, zum Beispiel 5,6 ; 3,4…. Schularbeiten bzw. Tests gibt es auch in unterschiedlichen Intervallen, nicht etwa nur vier große oder so im Jahr, sondern einmal im Monat, was heißt, dass man fast jede Woche mindestens zwei bis drei Prüfungen hat.

Klassenkameraden und Freunde

Also ich finde, ich habe es mit meiner Klasse und meinen Mitschülern perfekt getroffen. Ich habe am Anfang ziemlich schnell Freunde gefunden, mit denen ich jetzt immer die Pausen verbringe und quatsche (allerdings nie im Unterricht, neeein, ich doch nicht *hust hust*). Am Nachmittag treffen wir uns auch immer öfter und ich bin einfach so froh, dass ich mich so gut mit ihnen verstehe, weil es in der Schule definitiv leichter ist, als wenn man keinen zum Reden hat.

Schule in Südamerika

Was ich an dieser Stelle auch sagen muss, die Unterschiede zwischen Burschen und Mädels hier und in Österreich sind gigantisch. Ich weiß ja nicht wie das in anderen Schulen so ausschaut, aber im Turnunterricht in Österreich (den wir getrennt haben) hauen sich die Mädels (fast) alle richtig ins Zeug und sind mit Eifer und Spaß dabei. Hier allerdings kreischt die Mehrheit laut auf, wenn ihnen ein Ball zugeworfen wird, und sie sind mit dem Elan einer Weinbergschnecke beim aufwärmenden Laufen dabei. Die Burschen (sehr zu meinem Erstaunen) sind tausend mal höflicher, freundlicher und hilfsbereiter als in Österreich (oder zumindest als an meiner Schule). Natürlich blödeln sie im Unterricht auch mal herum, aber sie grölen nicht die ganze Zeit wie Idioten, sondern zeigen sich interessiert und helfen sich gegenseitig. Hier wird man auch nicht irgendwie als Streber beschimpft oder ist uncool, wenn man für die Schule arbeitet und dafür zum Beispiel zu nationalen Olympiaden fahren kann. Das hat mich echt erstaunt und beeindruckt, davon könnten sich einige in Österreich eine dicke Scheibe abschneiden!

Schule in Südamerika

 

Das nächste Mal gibt es dann mehr über den Alltag und meine Freizeit 😉

Conny