Es sind nun 3 Monate vergangen, in denen ich in Panama bin. Es kommt mir vor als wäre es erst gestern gewesen, dass ich im Flugzeug hierher saß und aufgeregt mir versucht habe vorzustellen, wie es hier sein wird. Und ob das denn die richtige Entscheidung war. Zwar habe ich noch 2/3 vor mir, jedoch kann ich bereits sagen, dass ich es keine Sekunde bereut habe, mich dafür zu entscheiden.
Doch wie fing die Reise überhaupt an?
Ich habe von meiner Gastfamilie bereits einen Monat vor der Abreise erfahren dürfen und wir schrieben fast jeden Tag. So lernte ich sie besser kennen und konnte Fehler vermeiden. Meine Gastfamilie sagte mir offen, was ihnen gefällt und was nicht. Mit den Informationen, in welche Stadt ich komme und mit der genauen Adresse sowie mit allen anderen Dokumenten und meinem viel zu schweren Gepäck ging ich dann am 6. September mit meiner ganzen Familie zum Flughafen und es ging los. Ich lernte die anderen Schüler, die ihre nächsten 10 Monate in Panama verbringen werden, dort kennen (Ich kannte zwei davon schon vorher dadurch, dass wir am gleichen Vorbereitungscamp waren).
Nach dem Abschied ging es dann schon los und wir flogen über Frankfurt nach Panama City. In Panama City trafen wir dann Austauchschüler aus aller Welt und blieben dort für eine Nacht. Wir erledigten den ganzen Papiekram und uns wurde nochmal erklärt, wie wir uns verhalten sollen, was als nächstes passiert und, und, und. Danach wurden wir in Gruppen aufgeteilt und lernten die Leute kennen mit denen wir in eine Stadt kommen, ich kam mit 8 anderen Schülern in eine Kleinstadt in der Provinz Cocle.
Zusammen fuhren wir dann mit dem Bus 3 Stunden lang in die Stadt und lernten unsere Gastfamilien an der Bushaltestelle kennen. Ich habe das Glück, dass meine Gastmutter English unterrichtet, sodass die Sprachbariere am Anfang kein so großes Problem war wie bei den anderen. Denn als ich ankam konnte ich GAR KEIN Spanisch. Ich hatte dann eine Woche Zeit, mich an meine Familie und das ganze Umfeld zu gewöhnen. Dann fing die Schule auch schon an.
Schule
Das Schulsystem hier war für mich besonders am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig. Es gibt zwei „Schichten“, die in der Früh und die am Abend. Ich habe mich für die in der Früh entschieden sodass meine Schule jeden Tag um 7 Uhr in der Früh anfing. Ich durfte mich auch entscheiden, in welchen Zweig ich möchte und in welche Schulstufe. Aus Naturwissenschaften, Business und dem Sprachzweig habe ich mich für den Naturwissenschaftlichen entschieden. Was sich noch sehr unterscheidet, ist die Kleidervorschrift. Hier darf man in den meisten Schulen das Gebäude als Schüler nur mit Schuluniform betreten, die für Mädchen aus einem dunkelblauen Rock, einer weißen Bluse und schwarzen Ballerinas besteht und für Jungs gibt es eine schwarze Anzugshose mit einem weißen Hemd.
Es ist um einiges schwerer, sich mit Einheimischen zu befreunden als mit Austauschschülern. Der Grund dafür sind die Sprache und die Kultur. Jedoch waren sie sehr nett und sind stets auf mich zugekommen, sodass es nicht lange dauerte, sich anzufreunden. Was mich auch sehr positiv in der Schule überraschte war wie die Lehrer und Schüler miteinander umgehen. Es herrscht hier schon fast ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler. Das bin ich aus meiner Schule in Österreich ganz anders gewohnt.
Kultur
Auch allgemein ist die Umgehensweise mit anderen Menschen hier ganz anders. Die Leute hier sind viel fröhlicher und empfangen einen immer mit offen Armen. Egal ob in einem Geschäft auf der Straße oder im Bus, man sollte nicht überrascht sein, wenn einen jemand anspricht und ein Gespräch startet, Menschen sind hier seeehr gesprächig. Obwohl ich sagen kann, dass es mir sehr gefällt, dass alle hier so höflich großzügig und nett sind muss ich sagen, dass sie nicht besonders direkt sind, was zu Problemen führen kann.
Meistens wollen sie nicht, dass man sich verletzt fühlt und sagen dir nicht ins Gesicht, wo das Problem liegt, deswegen ist es besonders wichtig, dass man da den ersten Schritt macht und auf eine Person zugeht, wenn man das Gefühl hat das etwas nicht stimmt und es einfach anspricht.
Auch die Gestaltung des Tages ist hier relativ anders die meisten Menschen stehen um 6 auf, auch an Feiertagen und freien Tagen und gehen sehr früh schlafen. Es wird dann nach dem Aufstehen direkt geduscht und dann gefrühstückt, das Mittagessen folgt dann gegen 13 Uhr und das Abendessen wird meistens um 5 gegessen. Die Hauptnahrungsquelle ist Reis. Meistens kombiniert mit Bohnen oder Linsen, Hühnchen und Salat. Doch nicht so einen Salat, wie es sich die meisten vorstellen. Der Salat besteht Großteils aus gekochtem Gemüse gemischt mit Mayonnaise.
Zwar ist die Vielfalt an Früchten hier enorm, jedoch essen die Einheimischen nicht täglich Obst. Auch die gesunde Ernährung hier ist relativ teuer, denn würde man jeden Tag viel Obst und Gemüse essen wollen ohne eigenen Garten, müsste man mehr ausgeben und das können sich viele hier nicht leisten. Es war für mich nicht schwer, mich an das Essen zu gewöhnen, da ich Reis und jegliche Art von Hülsenfrüchten liebe, jedoch kann es manchmal sehr eintönig werden. Also für die Personen, die absolut keinen Reis mögen, würde ich Panama nicht empfehlen ; )
Sprache
Zwar gehört die Sprache auch zur Kultur, jedoch muss ich einen seperaten Punkt daraus machen. Panama hat einen sehr großen kulturellen Einfluss aus den Staaten (USA). Das macht sich auch an der Sprache sichtbar. Zwar wird Spanisch gesprochen, jedoch sind manche Wörter aus dem englischen auch aufzufinden. Diese dagt man nur so in der Form in Panama. Bsp. Wurde pretty vom Englischen abgeleitet und wird hier als pritti gesagt und ist ganz regulär im Wortschatz enthalten. Dafür gibt es noch etliche andere Beispiele .
Mir erging es sprachlich am Anfang nicht so gut, da ich das Gefühl hatte, dass alle auf mich einredeten. Ich verstand absolut nichts, egal wie sehr ich mich anstrengte. Nach einem Monat war es dann so, dass ich mich schon besser verständigen konnte und es hinbekam auszudrücken, was ich will, und jetzt nach etwas über 3 Monaten kann ich sagen, dass ich das meiste verstehe und mehr oder weniger eine gute Konversation führen kann.
Natürlich mach ich noch sehr viele Fehler und verstehe auch nicht alle Wörter aber es wird langsam. Ich hab selbst gemerkt, dass ich mich in Spanisch an dem Punkt sehr verbessert habe als ich aufhörte, mich selber unter Druck zu setzten und mich zu vergleichen, denn egal wie oft mir alle sagten ich soll das nicht tun tat ich das trotzdem und das hat mich am meisten daran gehindert weiter zu kommen. Ich hab mir dann einfach nach einer Zeit gedacht, ach ist doch egal. Du wirst es schon irgendwann in den 10 Monaten hinbekommen und wenn nicht, dann hattest du wenigstens eine schöne Zeit. Und ab dem Zeitpunkt hab ich gemerkt, dass ich mich so krass gesteigert habe. Ich hatte auch keine Angst mehr davor, Fehler zu machen.
3-Monatiges Resumee
Nach den 3 Monaten in Panama kann ich auf jeden Fall sagen, dass es für mich die richtige Entscheidung war, 10 Monate hier zu bleiben. Es kommt mir so vor, als hätte ich mich gerade erst so richtig eingelebt. Ich verstehe meine Familie und das Umfeld so richtig. Die bis jetzt schönsten Erlebnisse waren für mich die Afs Reisen, die wir in der Zeit gemacht haben, besonders der Trip nach Bocas del Torro, das ist eine Insel im karibischen Meer. Das war eine der schönsten und lustigsten Reisen in meinem Leben. Doch auch Weihnachten mit meiner Gastfamilie kann ich zu einem der sehr schönen Ereignisse zählen. Wir haben zwar nichts besonderes gemacht, wir saßen im Wohnzimmer und es gab wie jedes Weihnachten viel Essen und Geschenke doch trotzdem war es echt unglaublich harmonisch und entspannt.
Vor Weihnachten hatte ich besonders Angst, da ich die Zeit bisher immer mit meiner Familie verbrachte und mir nicht vorstellen konnte, dass Weihnachten bei 30 Grad mit einer anderen Familie gut laufen könnte, doch hat es meine Erwartungen auf jeden Fall übertroffen. Abschließend kann ich nur sagen, dass das sehr emotionale, lustige, aufregende und unglaublich lehrreiche 3 Monate meines Lebens waren. Ich gespannt bin wie es weiter geht und wie sich allesin den nächsten 3 Monaten noch entwickeln wird!