Ich heiße Rachel Feichtinger, bin 17 Jahre alt und verbringe derzeit ein Semester in Zentralamerika, genauer gesagt in dem wunderschönen Costa Rica!

Einen Austausch zu machen ist ein lang ersehnter Traum von mir und Anfang August wurde dieser endlich zu Wirklichkeit.

Ursprünglich komme ich aus einer Kleinstadt in Oberösterreich, nahe der tschechischen Grenze. Jetzt finde ich mich in dem liebevollen Städtchen Santiago in Puriscal wieder. Ein netter Ort zum Leben, zumindest perfekt für eine Austauschschülerin. Eine gute Stunde von der Hauptstadt San José entfernt und keine zwei Stunden zum nächstgelegenem Strand. Und glücklicherweise bin ich hier gelandet, denn so habe ich das Glück bei meiner wundervollen vorübergehenden Familie leben zu können: familia Mora!

Gastmutter Andrea
Ich und meine Gastmutter
Gastschwester
Meine Gastschwester

Nach dem Ankunftscamp konnte ich es kaum erwarten auf meine Gastfamilie zu treffen und ich wurde nicht enttäuscht. Bestehend aus meinen Eltern Christian & Andrea und ihrer 1-jährigen Tochter Mia. Sofort wurde ich herzlich von ihnen aufgenommen und es wurde von AFS sichergestellt, dass alles glatt abläuft, außerdem wurde dafür gesorgt, dass alle Familien bestmöglich auf uns vorbereitet sind. Und das merkt man daran wie sehr die anderen Austauschschüler in Puriscal und ich unsere „ersten“ Wochen genießen. Unglaublich, dass es schon 3 Monate sind!

Jeden Tag tauche ich ein Stück mehr in die Kultur des so fremden Landes ein und meine Familie versucht, wann immer es die Zeit erlaubt, mir die Sitten der Einheimischen näher zu bringen.

Somit bin ich fast immer unterwegs: unter der Woche nimmt mich die Schule total ein und an den Wochenenden lerne ich ein bisschen mehr über das Fleckchen Erde, in dem ich mich so gerne daheim fühle oder daheim fühlen möchte.

Man kann also sagen, ich bin mit meinen bisherigen Erfahrungen sehr zufrieden, sei es das unbekannte Essen auszuprobieren, die für das Land so typischen Ferias zu durchstöbern oder die unterschiedlichen Landschaften zu erkunden!

Das einzige, dass mir noch nicht viel nähergekommen ist, ist die Sprache. Als ich hier ankam, konnte ich kein Wort Spanisch sprechen und ich merke, wie ich Schritt für Schritt vorankomme, dennoch ist es sehr entmutigend sich kaum verständigen zu können. Spanisch stand anfangs nicht im Mittelpunkt für mich – das wichtigste für mich war das Land und dessen Bewohner kennenzulernen und ich gab mich mit dem Gedanken zufrieden, dass ich schon irgendwie zurechtkommen werde. Doch jetzt, wo ich hier bin, hat mich der Ehrgeiz gepackt und ich bemühe mich sehr meinen Wortschatz zu erweitern.

Es ist frustrierend das Haus zu verlassen und sich aus Konversationen mit hilflosen Phrasen wie „no entiendo“ und „no hablo español“ zu retten. Ich habe es satt, nichts zu verstehen.

 

Stetig arbeite ich die Vokabel ab, die ich im alltäglichen Leben brauche und baue Sätze zusammen, die ich dann verwenden kann. Mit diesem Schritt ins Unbekannte bin wirklich ins kalte Wasser gesprungen und es ist eine Herausforderung, die ich nur allzu gerne annehme.

Erst wenn man wirklich hier lebt, kann man all die täglichen Unterschiede erkennen, die sich unter der Oberfläche verstecken. Ich bin in einem Zwiespalt gefangen, zum einen ist alles neu und toll und aufregend, aber es gibt auch Dinge, die ich kritisch hinterfrage.

Dinge, die mich hier echt schockieren sind der unglaubliche Plastikverbrauch und ich hasse das rücksichtslose Autofahren der Ticos. Das kenne ich einfach ganz anders, aber man findet sich nach der Zeit damit ab, dass man besonders aufpassen muss.

Dahingegen bewundere ich den Familienzusammenhalt und die Offenheit in Costa Rica. Es ist schön, solche Prioritäten zu setzen. Für die Menschen hier gibt es immer einen Grund jemanden einzuladen, zu grillen, gemeinsam Kaffee zu trinken oder einen Ausflug zu machen.

Ich glaube, das ist, worum es im Austausch eigentlich geht, mal davon abgesehen, dass man (hoffentlich – wir werden sehen) eine neue Sprache kennenlernt, so wird man Teil von etwas ganz anderem, viel Größerem und Bedeutsamerem. Du wirst in eine Familie aufgenommen, gehst zur Schule, versuchst Freunde zu finden und ein Land kennenzulernen, das sich kaum mehr vom eigenen unterscheiden könnte. Das ist eine einmalige Erfahrung und man kann schon jetzt merken, wie mich diese auf das Leben prägen wird.

Das ändert auch vieles an einem selbst, ich lerne Großteils auch viel Neues über mich. Ein Austausch ist ein Prozess, auf den man sich einlassen muss, das sollte jedem im Vorhinein klar sein. Man kann nicht erwarten, dass alles perfekt ist und man sich sofort zurechtfindet, das tut man nämlich nicht, aber das macht es erst richtig spannend. Man überkommt seine Ängste auf die bestmögliche Art, man lebt sie einfach.

Für mich ist es nicht immer einfach, die Schule ist ganz anders als in Österreich, daran muss man sich erst gewöhnen. Alles wird viel ruhiger und weitaus weniger streng als in meiner alten Schule angegangen, das ganze Schulsystem unterscheidet sich von dem zu Hause. Manchmal plagt mich das Gefühl, dass ich hier sowieso nichts lernen würde, aber ich sehe es positiv, da ich wenigstens unter Leute komme und Kontakte knüpfen kann. Das Essen habe ich anfangs gar nicht vertragen, weil ich daheim Vegetarierin war und hier aber sehr viel Fleisch und auch Reis und Bohnen gegessen werden. Dafür bin ich verrückt nach dem guten und exotischem Obst das man auf den Märkten kaufen kann. Natürlich ist es anfangs schwer Anschluss zu finden, aber alles braucht seine Zeit, ich habe gelernt, dass es nichts bringt, sich selbst Druck zu machen, es fügt sich meist von selber. Eine sehr positive Eigenschaft der Ticos ist diese wunderbare Gelassenheit, die ich wohl schon übernommen habe. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein anderer Austauschschüler in dem selben Ort wie du landet, sehr groß. Somit ist man nie wirklich allein.

Ich kann es kaum erwarten, was die nächsten Monate für mich bereithalten und ich freue mich all dies erleben zu können.