Pura Vida liebe LeserInnen!

Meine letzten beiden Wochen waren zwei total konträre Wochen. Die erste voller Stress und einem Berg an Erledigungen, die zweite hingegen habe ich ohne Internet in einem nahezu idyllischen kleinen Dorf bei Verwandten verbracht.

In der Woche vor Weihnachten war ich ziemlich viel unterwegs: ich habe für meine Geschwister Geschenke gekauft und habe mich mit vielen Freunden getroffen. Kurz gesagt, die Zeit ist viel zu schnell vergangen.

Obwohl Weihnachten bei uns nicht so besonders spannend war, gibt es Einiges zu erzählen. Der Großteil des Tages war ziemlich langweilig, da ich nicht viel zu tun hatte. Bis das Abendessen kam. Dieses Essen war wohl das große Highlight des ganzen Abends. Es gab (sehr traditionell) Reis mit Fleisch und Bohnen, aber es war sehr anders zubereitet, ich kann nicht sagen was meine Mama anders gemacht hat, aber um es kurz zu sagen: es war schlicht und ergreifend köstlich. Zum Nachtisch gab es Eis mit Wackelpudding und Früchten. Nur ganz am Rande, das war das erste Mal das ich am Heiligen Abend Eis hatte.

Danach haben wir die Geschenke verteilt, ich habe jedem meiner Geschwister und meiner Gastmama etwas geschenkt und es haben sich alle sehr über ihr Geschenk gefreut. Es war nicht ganz so einfach das Richtige für jeden zu finden: ich bin jetzt, im Nachhinein, aber sehr froh, dass ich mir die Zeit genommen habe lange zu suchen, denn es macht mich sehr glücklich zu sehen, dass ich ihnen ein bisschen etwas zurückgeben kann. Auch ich habe Geschenke bekommen, worüber ich mich besonders gefreut habe, war ein Handtuch mit der Aufschrift Costa Rica und vielen verschiedenen Tieren in allen möglichen Farben.

Es war ein Weihnachten einer sehr anderen Art, es war weder irgendetwas wunderschön dekoriert, noch haben wir Weihnachtslieder gesungen, wir haben uns nicht einmal alles Gute zu Weihnachten gewünscht, aber darum geht es in meinen Augen auch gar nicht. Es war schön für alle, dass wir zusammen sein konnten, dass wir gutes Essen hatten und das man sich über die eine oder andere Kleinigkeit in Form eines Geschenks freuen konnte.

Noch am selben Tag hat mich mein Bruder Xavier gefragt, ob ich mit ihm zu seinem Onkel (also dem Bruder meiner Mama) fahren möchte. Er hat mir gesagt, dass er es dort immer sehr cool findet, obwohl es dort kein Internet gibt. Ich war schon ein bisschen im Zwiespalt, da ich ja doch auch gerne die Zeit nach Weihnachten mit meiner ganzen Familie verbringen wollte, habe mich dann schließlich aber doch dafür entschieden mit ihm zu fahren, weil es ja nur für vier Tage war. Außerdem haben wir jetzt auch noch genug Zeit gemeinsam, weil immer noch alle zuhause sind, da der Rest meiner Familie auch noch Ferien hat.

Wir sind also am Montagmorgen nach Guanacaste aufgebrochen. Die Busfahrt war ziemlich ermüdend, wir sind insgesamt fünf Stunden im Bus gesessen, dazu kamen noch Wartezeiten und eine Taxifahrt. Am Nachmittag, als wir endlich angekommen waren, war ich zuerst einmal ziemlich überrascht. Es ist schwierig; genau zu beschreiben, wie es ist dort zu leben, es ist so viel, aber am besten trifft es wohl „simpel“. Es gibt zwar Strom, sowieso eine Waschmaschine und einen elektrischen Herd, aber einen Großteil der Zeit wird trotzdem noch über Feuer gekocht. Um Handy-Empfang zu haben, muss man fast zwei Kilometer in eine Richtung gehen, oder man fährt mit dem Motorrad. Selbst der nächste kleine Supermarkt ist ein gutes Stück entfernt. Im ersten Moment hat bei mir dieser „Kulturschock“, den ich bis jetzt noch nicht so wirklich erfahren hatte, eingesetzt. Es ist wirklich wie eine andere Welt. Aber natürlich gibt es auch gute Seiten daran, sonst wäre ich wohl nicht so froh dort gewesen zu sein. Stellt euch vor ihr hättet einen Orangenbaum im Garten, oder Ananas, oder Mango, Avocado, Bananen, Kokosnuss. Stellt euch einfach vor ihr müsst keine zehn Meter gehen und könnt eine reife Orange vom Baum pflücken und sie einfach so und ohne Bedenken essen. Für mich war das himmlisch. Ich habe diese vier Tage wirklich genossen. Ich habe die meiste Zeit nicht wirklich etwas gemacht. Ich habe immer sehr lange geschlafen, viel gegessen und sonst haben wir ein bisschen die Gegend „erkundet“, sprich mein Bruder und sein Onkel haben mir alles Mögliche gezeigt, oder wir waren im Garten, oder wir haben ferngesehen. Es war unglaublich, ich war selten so entspannt und ohne Sorgen, ohne Stress, wie in diesen Tagen. Eines der tollsten Erlebnisse war wohl, als wir zum Fluss gegangen sind. Wir waren ein bisschen schwimmen und später haben wir versucht Fische zu fangen. Das ist dann aber auch nur bei dem Versuch geblieben.

Gelernt habe ich in der Zeit auch etwas. Rund um Weihnachten gibt es hier in Costa Rica immer Tamales. Das ist ein Teig aus Mais mit Fleisch, Reis und Gemüse in ein Bananenblatt gehüllt. Zum Abschluss wird das Ganze dann noch einmal gekocht. In Guanacaste wird das alles noch ganz traditionell zubereitet. Das heißt der Mais wird vom anliegenden Feld geerntet, gekocht und mit einer Maschine, die eine Kurbel hat, zu einer Masse verarbeitet. Ebenso werden alle anderen Zutaten vorbereitet: die Bananenblätter werden von der hauseigenen Bananenpflanze geschnitten, über dem Feuer erhitzt um sie biegsam zu machen, danach werden sie noch einmal gewaschen und zurechtgeschnitten. Dann werden alle Zutaten in die Bananenblätter gehüllt, zugefaltet und festgebunden, und zu guter Letzt gekocht.

Ich habe mitgeholfen die Zutaten zu „verpacken“, sprich alles in die Bananenblätter zu füllen und sie schließlich zusammenzufalten. Das war am Anfang etwas knifflig, wenn man es einmal verstanden hat, ist es gar nicht mehr so schwer.

Dieser Ausflug wird sicher eines der Highlights meines Auslandsjahres bleiben und ich werde mich mit Sicherheit immer gerne an diese wunderbare Zeit mit den tollen Leuten zurückerinnern.

Euch allen wünsche ich jetzt noch eine wunderbare Woche, ich hoffe ihr konntet die Weihnachtszeit schön mit eurer Familie verbringen! Außerdem wünsche ich euch einen guten Rutsch ins neue Jahr – darüber werde ich dann nächste Woche schreiben 😉

Ganz liebe Grüße aus Costa Rica und Pura Vida!