Hola ihr da draußen,

heute bin ich auf den Tag genau ein Monat hier in Chile. 4 Wochen voller neuer Erfahrungen, 4 Wochen voller Herausforderungen und 4 Wochen voller neuer Eindrücke. Was kann ich also nach diesem Monat berichten?

Die Gastfamilie

Laut der Organisation und anderen (ehemaligen) AustauschschülerInnen hat man sich nach ungefähr einem Monat halbwegs eingelebt und ich würde sagen, dass das ziemlich zutrifft. Es ist zwar deine GastFAMILIE, aber trotzdem sind sie anfangs doch Fremde für dich, bei denen du von heute auf morgen einziehst und plötzlich Familienmitglied bist. Anfangs fühlt sich alles ein bisschen komisch an, man weiß nochnicht, ob man sich schon selber ein Glas Wasser holen darf oder doch lieber um eines fragen soll, oder ob man einfach duschen gehen oder nicht doch lieber nachfragen sollte. Mittlerweile haben sich die meisten dieser Dinge gegeben, ich kenne mich halbwegs aus und fühle mich wohler.

Das Essen

Die Leute, die mich besser kennen, wissen, wie heikel ich (in Österreich) beim Essen bin. Unzählige Gerichte schmecken mir nicht und mehr als einmal wurde mir gesagt, dass ich da in Chile wohl irgendwas ändern werde müssen. Und jetzt bin ich schon ein Monat hier – und es hat bisher noch kein einziges Gericht, keine einzige Knabberei, kein einziges Getränk gegeben, das mir nicht geschmeckt hat. Ich hab mir vor meiner Abreise vorgenommen, offen für Neues zu sein, auch in Sachen Essen und das habe ich durchgezogen. Chile hat unzählige typische Speisen, die mich ständig jemand probieren lassen möchte. „Tisi, kennst du pastel de choclo schon? – „Tisi, hast du manjar schon probiert?“ – „Tisi, wir müssen mal completos essen gehen, die sind so lecker!“ Bei einigen dieser Gerichte würde ich in Österreich wahrscheinlich zuerst einige kritische Blicke darauf werfen, daran riechen und andere Leute fragen, ob das gut schmeckt, um im Endeffekt dann einen vorsichtigen, ganz kleinen Bissen davon zu nehmen. Hier hab ich mir vorgenommen, es einfach zu probieren – und es ist alles so lecker! Was ich hier zum ersten Mal gegessen habe, was es haufenweise gibt und total gut schmeckt, ist „palta“ (Avocado). Avocado am Abend aufs Brot, Avocado im Sandwich, Avocado alleine – und Avocado im Hot Dog! Das heißt dann completo und ist quasi eine Spezialität hier und typisch chilenisch! Und dann, vergesst Nutella – hier gibt es MANJAR!! (oder auch ‚dulce de leche‘). Das habe ich an meinem ersten Tag in der Gastfamilie gleich zum Frühstück probieren dürfen und ich liebe es! Ebenfalls wie bei der Avocado kann man Manjar so ziemlich überall draufgeben. Manjar zum Frühstück aufs Brot, Manjar auf die Banane, Manjar auf die Waffel, oder Manjar in einem Churro (das hab ich heute probiert!). Bei der Menge, die ich davon esse, hat meine Gastmama schon gemeint, dass ich doppelt so schwer nach Österreich zurückkommen werde.

Die Sprache

Ich bin vor 4 Wochen in Santiago aus dem Flugzeug gestiegen und konnte außer ein bisschen Smalltalk nichts auf Spanisch sagen. Wenn mir jemand etwas gesagt hat, musste ich meistens 2x nachfragen und dann einige Wörter trotzdem noch im Wörterbuch nachschlagen. Mittlerweile bin ich so weit, dass ich, wenn jemand nur mit mir redet, also nicht in einer großen Gruppe laut durcheinander geredet wird, den Großteil verstehen kann (wobei man aber auch dazu sagen muss, dass oft mithilfe von Händen und Füßen geredet wird ;)) Das Antworten gestaltet sich dann schon ein bisschen schwerer, weil mir einfach noch viel zu viel Vokabular fehlt! Und trotzdem funktioniert es immer irgendwie, dass ich mit den anderen reden und mich irgendwie ausdrücken kann. Teilweise passieren mir dann, wenn ich rede, ohne mir den Satz vorher im Kopf zusammenzudenken, Fehler, die mir selbst so unglaublich peinlich sind, für meine Klasse aber der größte Spaß sind. Letztens in Sport mussten wir zu zweit verschiedene Übungen machen, eine Person hat immer für die andere gezählt, wie viel sie geschafft hat. Ich war mit Fefi zusammen in einer Gruppe und sie hat mich nach einer Runde Liegestütze gefragt, wie viele sie geschafft hatte – statt „catorce“ (14) zu sagen, ist mir doch tatsächlich „diez y cuatro“ rausgerutscht! Peeeeeinlich! Da war mein Mund mal wieder schneller als mein Kopf – und Fefi hatte gehörig was zu lachen 😀

Die Schule

Tja, das mit der Schule. Mir wurde gesagt, dass meine Noten hier nicht relevant für Österreich sind und auch alle ehemaligen AustauschschülerInnen haben gemeint, dass man am Beginn einfach nur schlechte Noten schreiben wird (weil man ja nichts versteht). Ich hab mich also darauf eingestellt, dass ich im Unterricht sitzen und etwas gelangweilt zuhören werde. Tja, falsch gedacht. Meine Lehrer erwarten hier, dass ich wie eine normale Schülerin am Unterricht teilnehme. Ich muss genauso wie alle anderen mitschreiben und die Hausübungen und Tests mitmachen. Das gestaltet sich manchmal schwerer als gedacht. In Biologie mussten wir letzte Woche 8 Seiten aus dem Buch zusammenfassen oder in Lenguaje ein einseitiges Gedicht interpretieren. Wenn ich dann aufzeige und mich mit den Worten, dass ich Austauschschülerin bin und Spanisch nicht so gut verstehe, melde, meinten bis jetzt alle Lehrer, dass mir meine Sitznachbarin helfen soll. Und die sind echt alle super! In Biologie hat mir Consuelo die Seiten noch einmal in einfacherem Spanisch erklärt und ich hab mir das aufgeschrieben, was ich mir gemerkt habe oder in Lenguaje hat mir Esperanza das Gedicht noch mal Vers für Vers erzählt und ich hab damit dann versucht, die Fragen im Buch zu beantworten. Irgendwie funktioniert alles! Meine größte Herausforderung in Sachen Schule war (glaube ich) bis jetzt der Test im Fach Taller PSU letztens. Das ist das Fach, in dem mein Curso auf die PSU Prüfung (das ist quasi so etwas wie bei uns die Matura) vorbereitet wird. In der letzten Stunde kam plötzlich eine der Inspektorinnen hereingeschneit und hat gemeint, dass wir unsere Stifte mitnehmen sollen, wir schreiben einen Test im Auditorium. Was, wie, TEST??!? Sie hat uns dann erzählt, dass er nur zum Fach Lenguaje ist und eine Art Einstufung ist. Ich habe also gedacht, dass ich nicht mitschreiben muss, ich habe ja weder eine PSU, noch bin ich der spanischen Sprache so mächtig, dass ich einen Test schreiben könnte. Aber da hab ich wieder mal falsch gedacht. Ich habe genauso wie alle anderen den Fragebogen bekommen und die Inspektorin hat zu mir gemeint, dass ich ihn auch machen soll und ‚wir dann später reden‘. Und dann ist sie gegangen. Ich bin also ein bisschen verzweifelt vor meinen Blättern gesessen, auf denen ich rein gar nichts verstanden habe. Allerdings hat eine wirklich nette Lehrerin Aufsicht geführt, die mich dann zu sich nach vorne geholt und gemeint hat, dass ich ihr einfach die Wörter sagen soll, die ich nicht verstehe – also jedes 2. In den folgenden 1 1/2 Stunden haben wir also an meinem Test gearbeitet, sie hat mir die Wörter die ich nicht verstanden habe, teilweise erklärt, teilweise haben wir sie nachgeschlagen und im Endeffekt habe ichs dann bis zu Aufgabe 7 geschafft (der Rest war bei 30, aber immerhin!)

Es fühlt sich teilweise echt total komisch an, wenn ich überlege, dass ich schon seit 1 Monat hier lebe. Irgendwie ist die Zeit so schnell vergangen! Andererseits ist in diesen 4 Wochen auch schon so viel passiert! Ich bin echt gespannt, was in den nächsten 4 Monaten noch so auf mich zukommt!

Gibt es irgenein Thema, was euch noch besonders interessiert und worüber ihr gerne mehr wissen wollt? Lasst es mich in den Kommentaren wissen! 🙂

Bis bald, hasta luego & macht es gut,

Tesi